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Nachhaltig(er) leben – aber wie?

Nachhaltig(er) leben – aber wie?


Gemüse im Netz

2,4 Millionen Plastiktüten sind jährlich in Deutschland im Umlauf. Das sind pro Person im Jahr 29 Stück. Was so wenig klingt, hat fatale Auswirkungen: Das entsorgte Plastik landet im Meer, weil es auf Mülldeponien nicht recycelt und verbrannt werden kann. 2050 könnte deshalb schon mehr Plastik als Fische im Ozean schwimmen. Zeit zu handeln – ein persönlicher Erfahrungsbericht.

Von Daniela Schubert

Seit knapp fünf Jahren ernähre ich mich vegan. Was aus einem privaten 30-Tage-Projekt entstand, ist seitdem zur Lebensweise geworden. Mein Partner und ich wollten etwas Neues ausprobieren und haben einen Monat lang jeden Tag ein anderes veganes Essen gekocht. Das hat so viel Vielfältigkeit in die Küche gebracht, dass wir bei der Ernährungsweise geblieben sind. Und, was aus einer harmlosen Idee entstand, erfüllt uns heute gleich im doppelten Sinne: Zum einen tun wir etwas Gutes für die Umwelt, zum anderen hätten wir ohne die Idee wohl nie unseren Genussblog Teekesselchen geschrieben. Zunächst ging es auf dem Blog nur um vegane Rezepte. „Was bietet sich an zu kochen, wenn vegane Freunde zu Besuch kommen?“, war dabei die Leitidee. Doch aus der anfänglichen Idee schnelle Rezepte zu entwickeln, ist heute eine nachhaltigere Lebensweise geworden.

Nachhaltigkeit: Vegane Ernährung ist nicht alles

Beschäftigt man sich einmal mit dem Thema Nachhaltigkeit, Ressourcen und den Umgang mit Mensch und Umwelt, öffnen sich so viele Türen, an die man vorher gar nicht dachte. Zu einer bewussten Lebensweise gehört nicht nur die Ernährung, sondern auch die Achtsamkeit im täglichen Leben: Kann ich nachhaltigere Produkte im Badezimmer verwenden? Wie verzichte ich auf Plastik, wenn ich doch davon umgeben bin? Am Anfang wusste ich nur: Plastik ist schädlich. Dass Weichmacher auch langfristig im Blut nachgewiesen werden können und chronische Krankheiten verursachen, dass Kinder immer mehr Zahnprobleme bekommen durch Plastikflaschen, dass Meere vermüllt werden und Tiere qualvoll verenden durch Plastikmüll, der sich nicht zersetzt… Das alles ist mir erst klar geworden, seitdem ich mich vegan ernähre und immer mehr darauf achte, was ich anschaffe. Weniger ist definitiv mehr geworden. Ich überlege inzwischen zweimal, ob ich etwas brauche und gucke mir genau an, was ich kaufe. Gerade in der Küche ist es einfach auf Plastik zu verzichten: Es gibt von Brotdosen, über Strohhalme bis hin zum Marmeladentrichter und Nudelsieb alles aus rostfreiem Edelstahl zu kaufen, Gewürze sind auch im Supermarkt schon im Korkglas erhältlich, und zum Einkaufen habe ich immer eine Stofftasche dabei, um möglichst keine Plastiktüten mehr verwenden zu müssen.

Unverpackt einkaufen, um Plastikmüll zu sparen

In Hamburg gibt es inzwischen einige Unverpackt-Geschäfte, in denen man alle Waren in den eigenen Behältnissen erwirbt. So spart man gleich noch mehr Verpackungsmüll, weil man Umverpackungen wiederverwendet oder direkt Gläser und Dosen zum Befüllen mitnehmen kann. Aber auch die herkömmlichen Supermärkte haben inzwischen gelernt, dass Plastik schädlich ist und nicht zielführend für eine umweltbewusste Zukunft.

Unverpackt-Laden

© www.thisisjulia.de

So wird das Biogemüse bald nicht mehr einzeln in Plastik verpackt, sondern gelasert sein (auch Natural Branding genannt) – eine unbedenkliche Art der Kennzeichnung von Bioprodukten. Plastikstrohhalme werden noch dieses Jahr aus den Märkten verbannt, und die ersten Pilotprojekte, Pfanddosen zur Käse- und Wurstabteilungen mitbringen zu dürfen, laufen gerade in Schleswig-Holstein an. Zwar sind die Dosen für das eigens eingeführte Pfandsystem immer noch aus Plastik, aber immerhin schon ohne die zusätzlichen, gesundheitsschädlichen BPA (Bisphenol-A)-Weichmacher. Der Nachhaltigkeitsgedanke ist gerade überall im positiven Wandel, weil viele wissen, dass es sonst zu spät ist – für die eigene Gesundheit und unsere nachfolgenden Generationen.

Alles in allem hätte ich ohne unser kleines Essensprojekt vor fünf Jahren wohl nie so tolle Lebensmittel, nachhaltig Firmen und Projekte kennengelernt. Neben der etwas gesünderen Ernährungsweise wurde mir dadurch auch klar, dass ich im Kleinen bereits auf Dinge problemlos verzichten kann, die der Umwelt nachhaltig schaden. Das macht große Freude, die auch im Freundeskreis ansteckend wirkt. Und, wenn jede*r nur einer Person helfen kann, zum Beispiel beim nächsten Einkauf auf Plastiktüten zu verzichten, gibt es vielleicht auch bald eine Chance auf Regeneration der Umwelt und Meere.



UNVERPACKT-LÄDEN HAMBURG


Beitragsbild: © maramorosz/Shutterstock.com