Oliver Wnuk lehnt lächelnd an einem hölzernen Geländer in der Natur, trägt eine braune Lederjacke und blickt in die Kamera.

„Ich denke laut und lese vor“

Foto: Thomas Leidig / Network Movie

Ob als flapsiger Ulf in „Stromberg“ oder als liebenswert-eigensinniger Kommissar Hinnerk Feldmann in „Nord Nord Mord“ – Oliver Wnuk hat sich längst einen festen Platz in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft erspielt. Doch der Schauspieler, Autor und Bühnenmensch kann weit mehr als nur Humor: Im Interview spricht er über das Gefühl von Nachhausekommen, persönliche Werte, tiefes Zuhören – und warum er beim Proktologen lieber unerkannt bleiben würde.

Das ist Oliver Wnuk

Oliver Wnuk, 1976 in Konstanz geboren und aufgewachsen, ist Schauspieler, Autor und Regisseur. Nach seinem Abitur absolvierte er eine Schauspielausbildung in München und zog anschließend nach Berlin. Nach 18 Jahren in der Hauptstadt wohnt er seit Anfang 2024 am Starnberger See. In den vergangenen 25 Jahren wirkte Wnuk in über 120 Film- und Fernsehproduktionen mit. Zu den bekanntesten zählen „Stromberg“ und „Nord Nord Mord“. Darüber hinaus hat er unter anderem Romane, Kinderbücher, Drehbücher und Theater- und Hörstücke verfasst. Seit November 2024 setzt er sich als Botschafter der Mentor Stiftung dafür ein, Jugendlichen zu helfen, ihr Potenzial zu erkennen und selbstbewusst ihren eigenen Weg zu gehen. Oliver Wnuk ist fortlaufend mit seinem Programm „Wnuk denkt laut und liest was vor“ auf Tour.

Nächster Sendetermin „NORD NORD MORD – Sievers und der tiefe Schlaf

am 12. Mai um 20:15 Uhr im ZDF
bereits ab 3. Mai in der ZDFmediathek

Als Polizist Hinnerk Feldmann begeistern Sie in der ZDF-Erfolgsreihe „Nord Nord Mord“ seit 15 Jahren regelmäßig neun bis zehn Millionen Menschen vor den TV-Bildschirmen. Hinnerk wird in erster Linie von seinem Humor, seiner Empathie und seinem Ehrgeiz gekennzeichnet, über den er auch gerne mal stolpert. Welche dieser Eigenschaften steckt auch in Ihnen?
Alle drei. Wobei der Ehrgeiz auch mal Urlaub macht.
Oliver Wnuk sitzt barfuß in einem blau-weiß gestreiften Strandkorb am Strand, trägt ein blaues Oberteil und graue Hose.
„Nord Nord Mord“ wird auf Sylt gedreht. Ein großer Kontrast zu Ihrem Wohnort am Starnberger See. Worauf freuen Sie sich besonders, wenn Sie wieder nach Norddeutschland kommen?

Da ich oft unterwegs bin, bin ich in Bayern immer noch am Erkunden. Nach netto bestimmt einem Jahr auf Sylt kenne ich dort schon viele tolle Spots. Jedes Mal, wenn ich in Niebüll auf den Autozug fahre, fühlt es sich ein bisschen an, wie nach Hause zu kommen.
Im Herbst zeigt die ARD die Komödie „Rosen & Reis“, in der die Frage untersucht wird, ob Fremdgehen Beziehungen retten kann. Sie spielen einen betrogenen Ehemann, der auf Anraten seiner Ehefrau selbst fremdgeht. Wie lautet Ihr Fazit? Kann eine Beziehung auf diese Art und Weise gerettet werden?
Nein. Nicht in meiner Welt. Ich bin da wohl zu klassisch veranlagt.
Ihren Durchbruch hatten Sie mit Ihrer Rolle des Ulf Steinke in der Fernsehserie „Stromberg“. Ein Format, das Fernsehgeschichte geschrieben hat. Ulf war oft flapsig und witzig, manchmal auch grenzwertig. Gab es bei den Dreharbeiten eine Szene, bei der Sie dachten: ‚Das können wir unmöglich so senden‘?

Nein. Es traf eigentlich immer zu 100 Prozent mein Humorzentrum. Auch „Die Bachmanns“, eine neue ZDF-Reihe, in der ich neben Stephanie Stappenbeck agieren darf, stammt aus Ralf Husmanns Feder. Was Humor angeht, vertraue ich ihm blind.
Drei Männer in Anzügen und Mantel stehen vor einem Bürogebäude. Der mittlere Mann (Stromberg) zeigt mit einem übertriebenen Gesichtsausdruck auf den linken Mann (Ulf Steinke), während der rechte Mann auf seine Uhr schaut.
Foto: Stromberg Der Film / Willi Weber
Ende dieses Jahres kommt der zweite Strombergfilm in die Kinos. Inwiefern hat sich Ulf seit der Serie, die zwischen 2004 und 2011 im Fernsehen lief, weiterentwickelt?
Also, er hat ein paar Fältchen bekommen und der Babyspeck hat sich vom Gesicht abwärts um die Bauchregion verteilt. Ansonsten wird ihn jeder Fan wiedererkennen und hoffentlich seine Freude an ihm und den anderen Graupen haben.

Aktuell sind Sie mit Ihrem Programm „Wnuk denkt laut und liest was vor“ auf Tour. Sie bringen Ihre Kolumnen aus der Frankfurter Rundschau auf die Bühne. Was passiert da?
 Das ist ein mir sehr wichtiger Abend, der fast jedes Mal mit anderen Texten bestückt wird – mir wird irrsinnig schnell langweilig. Ich möchte unter dem Titel noch, so lange es geht, durch den deutschsprachigen Raum tingeln. Den Leuten macht es Freude und schafft Diskussionsstoff und mich freut es, mich auf der Bühne abzuarbeiten.
 In dem Programm sprechen Sie unter anderem über das Gefühl, beim Proktologen erkannt zu werden. Können Sie dieses Gefühl beschreiben?
Genau dasselbe, als würde man in der Sauna oder im textilfreien Solebad auf Rollen angesprochen wird. Befremdlich.
In welchen weiteren Situationen würden Sie lieber unerkannt bleiben?
In jeder, in der Sie es wahrscheinlich auch gerne bleiben würden. Wenn jedoch Respekt und angemessener Abstand gewährleistet wird, freue ich mich fast immer.
Wenn Sie zum Proktologen gehen, nehmen Sie medizinische Vorsorgeuntersuchungen wahrscheinlich ernst. Was tun Sie noch für Ihre Gesundheit?
 „Von ziemlich wenig“ zu „immer mehr“. Was wohl mit zunehmendem Alter zu tun hat. Zur Vorsorge aller Art (Darm, Haut, Blut, Urologie) gehe ich sehr regelmäßig.
Neben der Schauspielerei haben Sie noch einige andere Projekte, die Sie mit Herzblut umsetzen. Unter anderem sind Sie Botschafter der Mentor Stiftung, einer gemeinnützigen Organisation, die sich darauf konzentriert, junge Menschen zu stärken, zu motivieren und auf ihrem persönlichen Lebensweg zu begleiten. Was ist Ihre wichtigste Botschaft an Jugendliche?
Bei eurer Geburt seid ihr aus einer beachtlichen Höhe losgeflogen. Ihr könnt den Kurs nicht ändern, irgendwann knallt ihr unten auf. Jetzt könnt ihr euch entscheiden, ob ihr die immerwährenden, sich wiederholenden alten Filme aus der Vergangenheit oder die Schreckensszenarien apokalyptischer Science-Fiction Filme hinten im Bord-Fernsehen gucken wollt oder aber, ihr entscheidet euch für einen Platz im Cockpit. Ihr werdet die Maschine nicht vom Kurs abbringen, aber ihr könnt euch entscheiden, ein paar spaßbringende Loopings zu fliegen.
Was war denn Ihre größte Herausforderung als Jugendlicher?
Ich hätte mir gewünscht, mehr über meine Probleme während der Pubertät zu reden. Ich habe unnötigerweise viel mit mir selbst ausgemacht. Mentoren hatte ich verschiedene um mich, nur fehlte mir vielleicht die Kontinuität mit ihnen.
Die Stiftung wurde von Königin Silvia zusammen mit der WHO gegründet. Sie haben die Königin bereits mehrmals persönlich getroffen. Was beeindruckt Sie an der Königin von Schweden besonders?
Eine sehr warmherzige und zugewandt wirkende Frau, die trotz ihres fortgeschrittenen Alters und dem durchgetakteten Terminkalender authentisch das Gefühl vermittelt, da zu sein und wirklich zuzuhören. Interessiert, humorvoll verfügt Ihre Majestät über ein großes Herz und eine unerschütterliche Vision.
 Zum Thema Mentoring passt auch die Methode „Deep Listening“, die Sie erlernt haben. Wörtlich übersetzt heißt das „tiefes Zuhören“. Wie hat sich Ihre Kommunikation mit Menschen dadurch verändert?
Dazu müsste ich Ihnen jetzt erklären, was „Deep Listening“ tatsächlich ist, und das würde den Rahmen sprengen. Ich weiß jedoch, dass authentisches, tiefes Zuhören den Zugang zu einer viel bedeutenderen Kommunikation eröffnet.
Haben Sie abschließend einen Tipp für unsere Leserinnen und Leser, wie man tiefer zuhören kann?
Versuchen Sie, beim Zuhören nicht das Gehörte mit Ihnen und Ihrer Biografie zu vergleichen. Denken Sie, während der andere spricht, nicht darüber nach, was Sie gleich sagen möchten. Versuchen Sie in Gesprächspausen für Ihren Gesprächspartner präsent zu bleiben.

Termine für „Wnuk denkt laut und liest was vor“:

09.05.25 Alter Kursaal, Westerland

16.05.25 Alter Kursaal, Westerland

13.06.25. Langeoog, Haus der Insel

19.09.25 Mühlhofen, Alte Fabrik

10.10.25. München, Pasinger Fabrik

24.10.25. Frankfurt, DasKäs

25.10.25 Schauenburg, Märchenwald

01.11.25 Geislingen, Rätsche

02.11.25 Mannheim Schatzkistl

11.12.25 Konstanz, Stadttheater

22.12.25 München, Lustspielhaus

14.01.26 Karlsruhe, Tollhaus

15.01.26 Pforzheim , Kulturhaus Osterfeld

06.02.26. Markdorf, Theaterstadl am Gehrenberg

04.03.26. Stuttgart, Renitenztheater

07.03.26. Erfurt, Puffbohne

08.03.26. Osnabrück, NOZ-Medienhaus

15.05.26. Bad Oldesloe, Kultur- und Bildungszentrum

16.05.26. Hamburg, Centralkomitee

17.05.26. Aachen, Franz

30.05.26 Brandenburg a.d. Havel, Johanniskirche

13.06.26 Erlangen, fifty-fifty

20.11.26 Duisburg, Steinhof


Fotos: Thomas Leidig / Network Movie