Ein älterer Mann mit kahlem Kopf und blauen Krankenhauskleidung liegt in einem modernen Krankenbett. Seine rechte Hand ist bandagiert, und er schaut lächelnd zu einem Mann, der ihm auf einer akustischen Gitarre vorspielt. Der Gitarrenspieler trägt ein dunkles Hemd und Jeans, hat eine Brille auf dem Kopf und sitzt auf einem Stuhl neben dem Bett. Im Hintergrund spiegeln sich beide in einem großen Spiegel an der Wand.

Mit Herz und Gitarre

Foto: A. Schulz-Colberg

Musik verbindet: Patient Lutz Zimmermann (rechts) genießt das spontane Privatkonzert, das Guest Relation Manager Dirk Bülow für ihn gibt.
Patientenglücklichmacher

Mit Herz und Gitarre

Dirk Bülow macht einen einzigartigen Job im Großraum Hamburg: Er ist Guest Relation Manager. Nicht in der Hotellerie oder Gastronomie, sondern im Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift. Dort sorgt er dafür, dass sich Menschen nicht nur medizinisch, sondern auch menschlich bestens betreut fühlen.

Von Wiebe Bökemeier

In einer Umgebung, die oft mit Angst und Sorgen verbunden ist, ist Dirk Bülow der Mensch, der sich Zeit nimmt und für jene Glücksmomente sorgt, die im Gedächtnis bleiben. Der 56-Jährige arbeitet im Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift seit einem Jahr als Guest Relation Manager und ist nicht nur für seine Fürsorge bekannt, sondern auch für seinen Humor und die menschliche Wärme, die er in den Klinikalltag bringt. Mit dem Ergebnis, dass das Krankenhaus als ein Ort wahrgenommen wird, an dem die Menschlichkeit ebenso im Mittelpunkt steht wie die gesundheitliche Versorgung.

Kichern, klatschen, kontern

Zum Auflockern macht er gern Witze: „Wenn ich sage, ‚Bevor ich gehe, gibt’s noch einen Witz‘, dann freut sich deroder diejenige und sagt ‚Moment, ich hab‘ da auch noch einen!‘“ Diese Scherze schaffen eine Leichtigkeit, die in dieser Umgebung selten aufzubringen ist – die Menschen im Krankenhaus sind oft schwerkrank oder einsam.
Seine Verbindungen sind zwar oft nur von kurzer Dauer, dabei aber authentisch und nachhaltig. „Für mich sind Berührung und Musik Brücken, die mich mit dem Geist und dem Herzen anderer verbinden.“ Mit seiner Gitarre bringt er Melodien und schöne Momente in das Leben der Patientinnen und Patienten und streut wie nebenbei immer wieder persönliche Gesten ein – ein Ständchen zum Geburtstag, eine Umarmung im richtigen Moment, ein stilles Verweilen an der Seite eines Menschen, der gerade Trost braucht.
Wie sehr Musik motivieren kann, erlebt Dirk Bülow, wenn er mit Demenzkranken singt. „Erst sind viele in sich gekehrt. Aber mit jedem Lied kommt mehr Bewegung in die Leute. Sie lachen, klatschen, wippen mit den Füßen – und singen. Erst bewegen sie nur die Lippen, später schmettern sie mit. Am besten funktioniert „Das Kufsteinlied“ von Hansi Hinterseer. Da jodeln auch die Norddeutschen mit.“

Spontane Einfälle, schnelle Hilfe

Dirk Bülow ist es wichtig, spontan sein zu können. Kürzlich traf er einen Patienten, den er noch aus seiner Zeit im Patienten-Transport kannte. Der Mann war seit Monaten aufgrund seiner Erkrankung bettlägerig. „Ich habe ihn gefragt: ‚Mensch, wollen wir nicht mal zusammen nach draußen? ‘“ Und so packte Bülow den Mann gemeinsam mit den Pflegekräften warm ein und fuhr den Rollstuhl in den Garten. „Wir haben dann eineinhalb Stunden gequatscht und dabei die Sonnenstrahlen unter den Apfelbäumen genossen.“
Sein Engagement macht auch vor den Mitarbeitenden im Krankenhaus nicht halt. Auf seinen Runden durch die Stationen werden Pflegekräfte, Küchenpersonal oder Mediziner:innen gedrückt und aufmunternde Worte verteilt. Das schaffe eine Atmosphäre, die das ganze Team stärkt, findet Bülow.

Viele Berufe, eine Berufung

„Jetzt, mit 56 Jahren, habe ich den Job, der mich wirklich glücklich macht“, sagt Bülow. Das weiß er so genau, weil er schon so viel gemacht hat. Er arbeitete in einer Eisdiele, in einem Café und als Versicherungskaufmann, er lernte Kinderkrankenpfleger und betreute schwerbehinderte Erwachsene, und er stand jahrelang mit seiner Gitarre als Chefanimateur auf der Bühne eines Ferienclubs.
Seinen jetzigen Job betrachtet er als Berufung – und als Möglichkeit, etwas Größeres zu schaffen: „Ich möchte mit meinen Erfahrungen anderen näherbringen, wie man auf Menschen zugeht und wie man Gespräche führt.“ Denn das sei in unserer schnelllebigen Zeit besonders wichtig, sagt er. Sein Wunsch ist es, auch andere Gesundheitseinrichtungen inspirieren zu können.
In seiner Rolle ist der 56-Jährige nicht nur ein Brückenbauer, er ist auch ein Botschafter der Menschlichkeit. Seine Arbeit kollidiere aber nicht mit den Aufgaben der Pastoren im Haus, betont er. „Auf die Frage unseres Seelsorgers, wie wir unsere Aufgabenbereiche abgrenzen, habe ich ihm mit einem Augenzwinkern geantwortet: Sie sprechen über Gott. Und ich spreche über den HSV.“

Experte für diesen Artikel:

Ein Mann (Dirk Bülow) mit kurzen, hellbraunen Haaren und einer Brille auf dem Kopf sitzt auf einem Stuhl und spielt Gitarre. Er trägt ein dunkelblaues Hemd, eine Armbanduhr und ein Armband. Mit einem warmen Lächeln blickt er nach vorne. Im unteren rechten Bildrand ist der Arm einer Person in einem blauen Krankenhaushemd zu sehen. Der Hintergrund ist eine helle Wand mit Holzelementen. 
DIRK BÜLOW
Guest Relation Manager im Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift Hören Sie doch mal rein!

Tipp unserer Redaktion: Dirk Bülow war auch Gast im "Hamburger Klinikhelden"-Podcast. Hören Sie doch mal rein!


Fotos: A. Schulz-Colberg