3D-Darstellung eines menschlichen Herzens mit hervorgehobenen Blutgefäßen und realistischen anatomischen Details auf einem abstrakten, hellen Hintergrund – Symbolbild für Herzgesundheit oder kardiologische Diagnostik

Moderne Therapien schenken Lebenszeit

Foto: Explode/Shutterstoc

Titelthema Herz

Moderne Therapien schenken Lebenszeit

Herzinsuffizienz – eine Diagnose, die viele Menschen verunsichert. Doch die Medizin hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht.

Von Rüdiger Stettinski

„Wir sprechen von den ‚Fantastischen Vier‘“, erklärt Dr. Julian Brätz, leitender Arzt Schwerpunkt Herzinsuffizienz und Devicetherapie in der Kardiologie am Albertinen Krankenhaus. „Vier Medikamentenklassen haben sich in Kombination als besonders wirksam bei Herzschwäche erwiesen: Betablocker, MRA, ARNI und SGLT2-Hemmer.“ (siehe Kasten) Sie entlasten das Herz, verbessern die Pumpkraft und senken den Blutdruck. Vor allem die SGLT2-Hemmer, die erst vor wenigen Jahren auf den Markt gekommen sind, haben die Therapie revolutioniert. Ursprünglich für Diabetes entwickelt, helfen sie auch dem Herzen, indem sie überschüssiges Wasser und Zucker über die Nieren ausscheiden lassen.

Etwa ein Jahrzehnt länger leben

Die Behandlung richtet sich danach, ob die Pumpleistung des Herzens erhalten oder verringert ist „Bei der eingeschränkten Pumpfunktion empfehlen wir die Kombination aller vier Medikamentenklassen“, so Dr. Brätz. „Das kann die Lebenserwartung um bis zu acht Jahre verlängern.“ Bei erhaltener Pumpfunktion ist vor allem der SGLT2-Hemmer wichtig.

Neue Forschungsansätze: Hoffnung für die Zukunft

Die Forschung arbeitet an weiteren Verbesserungen. So wird derzeit beispielsweise untersucht, inwieweit der Wirkstoff Digitoxin, der aus den Blättern des roten Fingerhuts gewonnen wird, die Pumpkraft des Herzens steigern kann. Ergebnisse werden noch in diesem Jahr erwartet. Als einen spannenden Ansatz sieht der Kardiologe zudem das sogenannte Herzpflaster – im Labor gezüchtetes Herzmuskelgewebe, das auf das erkrankte Herz „geklebt“ wird, um es zu stützen. Allerdings fehlen hier noch Langzeitdaten.

Telemedizin rettet

Als Fortschritt bezeichnet Dr. Brätz es auch, dass in den zurückliegenden Jahren die telemedizinische Betreuung „richtig Fahrt aufgenommen hat“. Dank moderner Geräte können Patientinnen und Patienten des Albertinen Krankenhauses ihre Vitalwerte täglich erfassen und automatisch an ein telemedizinisches Zentrum übermitteln. „So sehen wir frühzeitig, wenn sich eine Verschlechterung anbahnt, und können gegensteuern, bevor jemand ins Krankenhaus muss“, erklärt Dr. Brätz. Studien zeigen, dass dies die Sterblichkeit erheblich senken kann.

Das Wirkstoff-Quartett der „Fantastischen Vier“ kurz erklärt:

ARNI

Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI) hemmen das Hormon Angiotensin II, das die Blutgefäße verengt und den Blutdruck erhöht.

BETABLOCKER

Betablocker bremsen die Wirkung von Stresshormonen, die das Herz schneller schlagen lassen.

MRA

Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten (MRA) blockieren das Hormon Aldosteron, das Wassereinlagerungen und ungünstige Umbauprozesse im Herzgewebe fördert.

SGLT2-HEMMER

SGLT2-Hemmer fördern die Ausscheidung von Natrium und Flüssigkeit über die Nieren – und entlasten so Herz und Kreislauf.

Experte für diesen Artikel:

„Porträt von Julian Brätz, einem freundlich blickenden jungen Mann mit kurzen braunen Haaren in weißem Polo-Shirt. Er steht vor einem neutralen, leicht verschwommenen Hintergrund. 
DR. JULIAN BRÄTZ
 Leitender Arzt in der Kardiologie am Albertinen Krankenhaus


Fotos: Immanuel Albertinen Diakonie

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