Problemfall Schlucken
Bis zu 2000-mal pro Tag schluckt ein erwachsener Mensch. Normalerweise macht man sich über diesen Vorgang selten Gedanken, denn der Schluckakt läuft in der Regel ganz von allein und unbewusst ab. Bereitet das Schlucken beim Essen oder Trinken allerdings Probleme, sprechen Expert:innen von einer Dysphagie.
Rund fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden unter einer Schluckstörung. Jeder verschluckt sich mal, doch wenn dies regelmäßig passiert und zu Atemnot führt, klingeln die Alarm- glocken. Dr. Ulrich Rosien, leitender Arzt der Medizinischen Klinik, der Endoskopie und des Viszeralonkologischen Zentrums am Israelitischen Krankenhaus Hamburg, erklärt unter anderem, mit welchen Symptomen der Weg zur Ärztin/zum Arzt unbedingt nötig ist.
Es gibt unterschiedliche Auslöser für eine Dysphagie
Die Ursache einer Dysphagie kann vielfältig sein. „Am häufigsten liegt diese in der Speiseröhre. Typisch hierfür ist entweder ein mechanisches Hindernis wie eine Verengung, eine Entzündung, eine Narbenbildung, ein Divertikel (Ausstülpung) oder aber ein Tumor“, so der Experte. Schluckstörungen können aber auch von einer gestörten Beweglichkeit sowie einem Bewegungsmangel der Speiseröhre kommen.
Wann sollten Schluckbeschwerden ärztlich abgeklärt werden?
Es gibt immer mal Situationen, in denen einem wortwörtlich der Bissen im Halse stecken bleibt und nur schwer hinuntergeschluckt werden kann. „Patient:innen sollten jedoch unbedingt ärztliche Hilfe aufsuchen, wenn sie sich öfter an Nahrung oder Speichel verschlucken, starke Schmerzen auftreten oder bereits geschlucktes Essen wieder nach oben tritt. „Hier sprechen wir von einer Alarmsymptomatik, die ohne große Verzögerung geklärt werden muss“, betont der leitende Arzt die Ernsthaftigkeit.
Wie werden Schluckbeschwerden therapiert?
Als Erstes muss abgeklärt werden, welche Art von Schluckstörung vorliegt. „Um einen Tumor auszuschließen, empfiehlt es sich, einen detaillierten Speiseröhren-Check per Endoskopie vorzunehmen“, rät Dr. Rosien. Divertikel und Schluckprobleme durch eine chronische Bewegungsstörung der Speiseröhre mit Verkrampfung (Achalasie) können endoskopisch behandelt werden. Eine Pilzbesiedlung der Speiseröhre lässt sich beispielsweise durch eine Kortison-Behandlung gut therapieren und auch ein akuter Virus-Infekt ist behandelbar. Liegt eine narbige Enge der Speiseröhre vor, kann diese durch Einführen eines Ballons gedehnt werden, sodass eine beschwerdefreie Nahrungspassage erreicht wird. „Ein Tumor im frühen Stadium lässt sich während einer Magenspiegelung durch eine endoskopische Operation entfernen. Aber auch fortgeschrittene Karzinome mit und ohne Enge in der Speiseröhre können gut operiert und gegebenenfalls in Kombination mit Strahlen- und Chemotherapie entfernt werden. Zudem werden in bestimmten Fällen neue, individuelle und maßgeschneiderte Behandlungen mithilfe von Antikörpern erfolgreich eingesetzt“, gibt Dr. Rosien abschließend mit auf den Weg.
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