Fehlbildungen beim Neugeborenem

Wenn die Füßchen nicht perfekt sind


Orthopädie

Wenn die Füßchen nicht perfekt sind

Der Schrecken bei Eltern ist groß, wenn die Füßchen des Neugeborenen plötzlich seltsam verdreht sind. Doch lassen sich Fehlbildungen wie ein Klumpfuß leicht und schonend korrigieren, wie Dr. Nicola Ebert, Oberärztin in der Kinderorthopädie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, erklärt.

Frau Dr. Ebert, was genau ist ein Klumpfuß?

Es ist die komplexeste Fehlbildung, bei der es sich im Grunde um eine Kombination von skelettalen Deformationen handelt: Der Fuß steht im oberen Sprunggelenk spitz nach unten, die Ferse und der Vorfuß sind nach innen gedreht, die Fußsohlen zeigen zueinander und das Fußgewölbe ist überhöht. In seinen verschiedenen Ausprägungen ist der Klumpfuß sehr gut zu erkennen, manchmal schon vor der Geburt. Im Schnitt ist einer von 1000 Säuglingen betroffen.

Wie sieht die Behandlung aus?

Bei einem reifen Neugeborenen kann die Behandlung bereits in den ersten Lebenswochen beginnen. Dabei wird der Fuß ganz schonend manipuliert, indem die kurzen und festen Sehnen an der Innen-, Rück- und Unterseite sanft massiert und gedehnt werden. Anschließend wird von den Zehen bis zum Oberschenkel ein Gips angelegt, um diese Korrektur zu halten. Nach sieben Tagen wird der Gips abgenommen, das Füßchen erneut manipuliert und wieder eingegipst. In der Regel reichen vier bis sieben Gipsphasen aus, um die Fehlstellung zu korrigieren.

Ist die Behandlung damit abgeschlossen?

Nein, anschließend ist in der Regel noch ein kleiner operativer Eingriff notwendig, bei dem die Achillessehne durchtrennt wird. Ein Gips wird nochmals notwendig. Nach drei Wochen hat sich die Sehne dann meist in Länge und Stärke regeneriert. Um den starken Rückstellungskräften des Klumpfußes entgegenzuwirken, ist dann das nächtliche Tragen einer Fußabduktionsschiene erforderlich, bis zum 5. Lebensjahr. Den Kindern macht das in der Regel gar nichts aus und sie lernen ganz normal Krabbeln und Laufen, sodass sie später in keiner Weise eingeschränkt sind.

Welche Fehlbildungen bei Neugeborenen gibt es noch?

Ebenso häufig (und trotzdem immer noch selten) sind der Sichelfuß, bei dem der Vor- und Mittelfuß nach innen gedreht sind, und der Hackenfuß, bei dem der gesamte Fuß Richtung Schienbein zeigt. Beide Fehlstellungen normalisieren sich oft von selbst. Wenn nicht, können die Füße durch eine manuelle Mobilisierung, bei der Muskeln und Bänder massiert und gedehnt werden, in die normale Stellung zurückkehren. Manchmal ist eine Physiotherapie notwendig.

Wie wichtig ist das Schuhwerk für die Fußgesundheit schon bei den Kleinsten?

Eltern sollten bei den Lauflernschuhen auf flexible Sohlen und auf eine genaue Passform achten. Schuhe sollten weder zu groß noch zu klein sein. Außerdem ist Barfußlaufen so oft es geht sinnvoll, um die Muskulatur zu stärken.

DR. NICOLA EBERT
Kinderorthopädie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift

Gut zu wissen

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Kindern hören Sie im Podcast Hamburger Klinikhelden mit dem Titel „Was die Behandlung von Kindern so anspruchsvoll macht“

Zum Podcast:

https://www.abendblatt.de/podcast/hamburger-klinikhelden/
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