Nova Meierhenrich Titelbild

Alles, was das Herz begehrt

Alles, was das Herz begehrt


Nova Meierhenrich

Vor sechs Jahren gründete die Moderatorin Nova Meierhenrich den Verein „HerzPiraten“. Im Interview verrät sie, wie es dazu kam und der berufliche Erfolg ihr half, ein Sprachrohr für persönliche Herzensthemen zu finden.

Ihr Vorname Nova klingt wie ein Künstlername, doch dem ist nicht so. Können Sie uns die Geschichte dazu erzählen?

Ich bin ein waschechtes Weihnachtskind, kurz nach Mitternacht in der „Heiligen Nacht“ habe ich das Licht der Welt erblickt – viel zu früh und verbunden mit viel Herzklopfen für alle Beteiligten. Und da „Nova“ abgeleitet aus dem Altgriechischen und Lateinischen „die Neue“ oder aber auch „neuer Stern“ bedeutet, haben meine Eltern mich nach dem Weihnachtsstern benannt.

Nova Meierhenrich am Meer

Powerfrau mit Herz (© Katrin Schöning)

Der Schwerpunkt unserer Ausgabe lautet: „Alles, was das Herz begehrt“. Sie sind viel auf Reisen – was tun Sie, um unterwegs auf Ihre Herzgesundheit zu achten?

Ich glaube, mein Herz dankt es mir von je her, dass ich nie mit dem Rauchen angefangen habe. Ich habe bis heute noch nie an einer Zigarette gezogen. Als Teenie war ich der festen Überzeugung, dass ich nach einem Zug süchtig bin und dann mein ganzes Taschengeld dafür ausgeben muss. Diese Vorstellung hat mich abgeschreckt. Und ich versuche viel an der frischen Luft zu sein, mir meine kleinen Ruhephasen einzubauen, auch mal „Nein“ zu sagen – zu Jobs aber auch zu privaten Terminen.

Als Wahlhamburgerin: Welche Orte in Hamburg helfen Ihnen, zur Ruhe zu kommen und Kraft zu tanken?

Ich könnte stundenlang am Elbstrand sitzen und den dicken Pötten beim Rein- und Rausfahren zuschauen. Das bringt mich total runter. Und wenn es die Zeit erlaubt: ans Meer!

Ihr Buch heißt: „Wenn Liebe nicht reicht. Wie die Depression mir den Vater stahl.“ Was steckt dahinter?

Mein Vater war fast zwei Jahrzehnte an schweren Depressionen erkrankt, bevor er den Kampf gegen seine Seele verlor. Eine sehr intensive Erfahrung für meine ganze Familie. Ein Jahr nach dem Tod meines Vaters entriss eine große Illustrierte mir unsere Lebensgeschichte. Sie brachte die Geschichte gegen unseren Willen an die Öffentlichkeit. Danach wuchs in mir der Entschluss, dass aus dem ganzen Schmerz irgendetwas Gutes entstehen muss. So entstand die Idee zum Buch, das über diese furchtbare Krankheit aufklären soll. Wir müssen anfangen, offen über Depressionen zu reden. Denn nur, wer darüber redet, dem kann geholfen werden. Ich dachte: „Wenn dieses Buch nur einem Einzigen hilft, sich nicht so allein zu fühlen wie wir damals, dann ist es das alles wert.“ Zum Glück hat es das getan.

Welchen Tipp können Sie Betroffenen und Angehörigen geben, um Mut zu fassen?

Es gibt leider keine universalen Tipps. Jeder Krankheitsverlauf, jeder Mensch, jede Seele ist anders. Aber ich weiß, dass reden das A und O ist. Selbst zugeben: Ja, mir geht es schlecht! Selbstbetrug ist eine große Falle. Wir müssen aufhören, uns dem Druck hinzugeben, immer obenauf sein zu müssen. Depressionen haben nichts mit einem schwachen Menschen zu tun. Oft sind es die Stärksten, die es umhaut. Wir müssen anfangen, Depressionen als Krankheit anzuerkennen und das Stigma von dieser Krankheit zu nehmen.

Sicherlich erleben Sie bei Ihrem sozialen Engagement für HerzPiraten, die SOS-Kinderdörfer und McDonald’s Kinderhilfe viele schöne Momente, aber es gibt bestimmt auch Situationen, die traurig machen.

Natürlich, immer wieder. Man ist mit Krankheit, Kummer und auch Tod konfrontiert. Meine karitative Arbeit ist ein bewusstes Einlassen auf all das. Denn das Leben hat nicht nur Höhen, das muss man annehmen. Der Tod gehört leider dazu. Gerade erst mussten wir uns von einer kleinen HerzPiratin verabschieden. Das nimmt mich natürlich schwer mit. Aber dann hole ich die Fotos der letzten Jahre raus und schau mir an, wie viel Spaß sie hatte, erinnere mich an all die guten Momente.

Nova Meierhenrich beim Segeln

Lebensfreude für HerzPiraten (© Katrin Schöning)

Erzählen Sie uns etwas zur Gründung der HerzPiraten. Woher kam die Idee?

Ich war bereits bei vielen Projekten Schirmherrin, aber den Kurs des Schiffes kann man nicht ändern. Über die Jahre wollte ich einen Verein gründen, in dem ich den Schwerpunkt selbst setzen kann. Bei den HerzPiraten stehen die Kinder im absoluten Mittelpunkt. Die Entscheidung für Herzkinder fiel, weil diese Kinder seit ihrer Geburt mit ihrer Krankheit verbunden sind – und es auch ihr Leben lang sein werden. Die viele Zeit in Krankenhäusern, die Isolierung vom Klassenverband, die Rolle des „Außenseiters“, weil man so oft fehlt, nicht belastbar und bei vielen Aktivitäten außen vor ist… all das kann ich durch meine eigene Krankheitsgeschichte in der Kindheit so gut nachvollziehen. Durch ein Nierenleiden war ich in derselben Position.

Welche Aktivitäten unternehmen Sie mit den Kindern bei HerzPiraten?

Angefangen hat alles mit unseren „HerzPiraten Regatten“ – einer Segelregatta für Herzkinder. Diese Regatten sind immer noch unser absolutes Jahreshighlight. Wir waren bereits in Hamburg, München und Berlin. Und in diesem Jahr wird es die bereits zehnte Regatta geben – unglaublich! Darüber hinaus unterstützen wir mit den akquirierten Geldern aber Kinderherzprojekte in ganz Deutschland. Es ist mittlerweile ein echter „Teilzeit-Job“ geworden. Vor allem wenn man bedenkt, dass ich den Laden ganz allein schmeiße. Aber es ist ein echtes Herzensprojekt von mir.

An welchem aktuellen Herzensprojekt arbeiten Sie, worauf dürfen wir uns freuen?

Ich bin gerade mitten in der „Ich brenne an beiden Enden“-Phase. Ich liebe es, in neuen Projekten aufzugehen. Leider liegt durch die aktuelle Lage jedes Projekt brach und 99 Prozent aller Aufträge und Drehs wurden abgesagt. Unsere ganze Branche liegt still. Das ist hart. Aber ich denke positiv! Vielleicht ist jetzt Zeit, an meinem neuen Buch weiter zu arbeiten – denn die Gedanken sind frei – immer! Und die Gesundheit ist Hauptsache!

Weitere Informationen zu Nova Meierhenrich gibt es auf ihrer offiziellen Website. Näheres zum Verein finden Sie unter www.herzpiraten.com.


Das Interview führte Kornelia Ediger.
Beitragsbild: © Katrin Schöning

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