Brücke zurück ins Leben
Psychische Erkrankungen beeinflussen oft die Fähigkeit, den Alltag zu bewältigen. Gabriele Mierach, Sozialdienstleiterin der Heinrich Sengelmann Kliniken, erläutert, wie der Sozialdienst Patienten hilft. In den Heinrich Sengelmann Kliniken werden Menschen mit unterschiedlichen seelischen Erkrankungen behandelt. Neben den affektiven Störungen und der Psychotherapie gehören Krisenintervention, Suchtmedizin und Psychosen sowie die Behandlung von seelischen Erkrankungen bei älteren Menschen zu den Schwerpunkten.
Welche Herausforderungen haben Patienten nach der Entlassung?
Das ist ganz unterschiedlich. Für manche geht es „nur“ um Fragen der Krankheitsbewältigung – zu lernen, im ganz normalen Alltag mit der Erkrankung umzugehen. Bei anderen ist die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben stark beeinträchtigt. Vielen Patienten fällt es wegen einer psychischen Erkrankung schwer, eine Tagesstruktur einzuhalten oder soziale Kontakte zu pflegen. Bei einigen ist die psychosoziale Situation vor dem Klinikaufenthalt eskaliert. Wenn jemand beispielsweise über einen längeren Zeitraum nicht in der Lage war, sich um seine Angelegenheiten zu kümmern. Das Thema ist oft schambesetzt, vor allem für Menschen, deren soziale Lage bisher unproblematisch war. Manchmal kommen Patienten mit ihrer monatelang ungeöffneten Post zu uns. Dann geht es zunächst um die materielle Existenzsicherung. Ihren Arbeitsplatz haben sie oft bereits verloren und der Wohnraum ist gefährdet. Manche Patienten stehen vor einem kompletten Neustart.
Wie läuft die Betreuung eines Patienten ab? Welche Aufgaben hat der Sozialdienst?
Bei der Aufnahme des Patienten erstellen wir zunächst eine Sozialanamnese, nehmen also den Ist-Zustand der psychosozialen Situation auf. Auf der Basis erstellen wir ein individuelles Beratungskonzept. Zusammen mit dem Patienten klären wir seine finanzielle Lage und beraten zu allen Fragen rund um Arbeit, Beruf, Wohnsituation und Behördenangelegenheiten. Wichtig ist dabei, dass der Patient so viel wie möglich selbstständig tut. Wir unterstützen, bevormunden aber nicht. Nach dem Aufenthalt betreuen wir Patienten nicht weiter. Sehen wir einen Nachsorgebedarf, organisieren wir diesen gemeinsam mit dem Patienten vor seiner Entlassung. Das kann zum Beispiel der Kontakt zu Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen sein, die Beantragung von Reha-Maßnahmen oder Hilfen zur Bewältigung der häuslichen Situation. Die Optionen besprechen wir gemeinsam, suchen passende Angebote raus und vermitteln den Kontakt.
Wie ist der Sozialdienst in das Behandlungskonzept der Kliniken integriert?
An den Heinrich Sengelmann Kliniken arbeiten wir mit einem ganzheitlichen Behandlungskonzept. Das bedeutet, dass Ärzte, Pfleger, Begleittherapeuten und der Sozialdienst zusammenarbeiten, um den Patienten bestmöglich zu betreuen. Damit die Zusammenarbeit reibungslos läuft, gibt es pro Tagesklinik und Station einen festen Sozialdienstmitarbeiter, der jeden Patienten kennt. Die feste Bezugsperson gibt dem Patienten Sicherheit und stellt eine lückenlose, individuelle Betreuung sicher.
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