Ohnmächtiger Mann

Der Synkope auf der Spur

Der Synkope auf der Spur


Ohnmächtiger Mann

Eine Ohnmacht kann kreislaufbedingt harmlos sein – oder auf eine schwerwiegende Krankheit wie Epilepsie hindeuten. Ganz sicher ist sie aber für Ärzte manchmal eine diagnostische Herausforderung.

Wie kommt es zur Ohnmacht?

Jeder, dem es schon mal passiert ist, der weiß – gegen Ohnmacht hat man keine Macht. Ganz plötzlich sackt man zusammen, schon wird die Welt dunkel. Bei der Ohnmacht, der so genannten Synkope, kommt es zu einer Minderdurchblutung des Gehirns. Menschen kippen um, wenn sie zu schnell aufstehen oder ihnen Blut abgenommen wird. Im letzteren Fall befinden sie sich praktischerweise gleich beim Profi. Aber die Diagnose der Ursachen ist nicht ganz einfach.

Ohnmacht vs. Epilepsie

„Kreislaufbedingte Ohnmachten gehen oft mit Verkrampfungen und Zuckungen einher“, sagt Dr. Stefan R. G. Stodieck, Chefarzt des Epilepsiezentrums am Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf. „Obwohl sie eigentlich harmlos sind, diagnostizieren manche Mediziner aber gerade bei vielen jungen Patienten fälschlicherweise eine Epilepsie.“ Zu falschen Diagnosen kommt es auch bei älteren Patienten: Werden sie bewusstlos, gelten schnell Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen als Gründe. Sie allerdings leiden womöglich wirklich an einer Epilepsie, die manche Ärzte nicht erkennen.

Entscheidend ist daher immer eine gründliche Anamnese. „Bei uns im Zentrum kann die minutiöse Beschreibung der Symptome teilweise länger als eine Stunde dauern“, so Dr. Stodieck. Ärzte führen dann zum Beispiel so genannte Provokationstests durch. Reagiert der Patient auf Auslöser wie Schmerz, Ekel oder Angst, gehen Mediziner eher von einer kreislaufbedingten Ohnmacht aus. Zentral ist auch das grafische Aufzeichnen der Hirnströme mit einer Elektroenzephalografie (EEG). Allerdings lassen sich auch deren Ergebnisse fehlinterpretieren.

Augenzeugen helfen bei Diagnose

Sehr wichtig sind daher Augenzeugenberichte: Dr. Stodieck rät Angehörigen, bewusst die Sekunden der Ohnmacht zu zählen. Viele verschätzen sich nämlich bei Zeitangaben. Außerdem können sie während des Anfalls ein Video mit dem Smartphone aufnehmen. Das hilft dem Arzt bei der differenzierten Diagnose. „Über das Handy erreichen wir Augenzeugen zudem schneller“, so Dr. Stodieck. „Es ist wahrscheinlich das technische Mittel, das die genaue Diagnose von Ohnmachten am weitesten vorangebracht hat.“


Beitragsbild: © Lolostock/Shutterstock.com

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