Pflege: Ein Beruf mit Mehrwert
Deutschlandweit arbeiten mehr als 104.000 Pflegekräfte in freigemeinnützigen Krankenhäusern. Der Beruf ist abwechslungsreich und spannend – und gibt einem sehr viel zurück. Seit zehn Jahren arbeitet Janine Timian im Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand als Pflegerin. Dort ist sie in der Neurologischen Frühreha im Einsatz und berichtet über ihren Arbeitsalltag.
Mein Arbeitstag startet mit der Übergabe. Mit den Kollegen von der Frühschicht sprechen wir über jeden einzelnen Patienten: Was ist heute vorgefallen? Wie war die Körperpflege am Morgen und das Frühstück? Daneben sprechen wir auch über den Behandlungsfortschritt. Für mich ist es wichtig, bei meinen Patienten auf dem Laufenden zu bleiben – gerade dann, wenn ich nicht jeden Tag auf Station bin.
Nach der Übergabe kommt der Rundgang. Die meisten meiner Patienten sind nach einem Schlaganfall oder einer Hirnblutung halbseitig gelähmt und können sich auf einer Seite kaum oder gar nicht bewegen. Viele haben mit Schluckstörungen zu kämpfen und können nicht sprechen. Fünf Patienten auf unserer Station haben eine Trachealkanüle, also einen Kunststoffschlauch, der in einen Luftröhrenschnitt eingesetzt wird. Das dient der Beatmung. Zusätzlich sind sie an einem Monitor angeschlossen, der durchgehend ihre Vitalwerte misst.
Schritt für Schritt
Jeden Tag versuche ich, ein bisschen mehr mit meinen Patienten zu schaffen. Gelingt es einem eines Abends, sich selbst nicht nur das Gesicht, sondern zudem den Hals zu waschen, ist das ein Erfolgserlebnis. Genau diese kleinen Erfolge führen schließlich dazu, dass Patienten wieder auf die Beine kommen und entlassen werden. Neben der Unterstützung bei der Grundpflege und dem Vorbereiten von Medikamenten und Sondennahrung kümmere ich mich darum, den Aufenthalt hier bei uns so schön wie möglich zu machen. Eine demente Patientin von uns bekommt ihr Lieblingsessen aus Kindertagen: Milchreis mit Zimt und Zucker. Sie freut sich jedes Mal, wenn ihr das Essen serviert wird – und mir blüht das Herz auf.
Dankbarkeit ist Gold wert
Ich würde mir wünschen, dass mehr junge Menschen sich für den Pflegeberuf begeistern. Er gibt so viel zurück – das ist unglaublich. Wenn man miterlebt, dass sich ein junger Mensch, den es wirklich schwer getroffen hat, nach und nach erholt, ist das die größte Freude. Auch die Dankbarkeit der Angehörigen ist Gold wert. Für mich gehört es fest zu meinem Leben, mich voll und ganz um meine Patienten zu kümmern. Sollte ich im Lotto gewinnen und nicht mehr arbeiten müssen, würde ich trotzdem arbeiten gehen.
Beitragsbild: © Sarah Sieweke