Foto: Tatiana Kasatkina
Titelthema Adipositas
Fett weg – aber wann lohnt sich der Schnitt?
Von Wiebe Bökemeier
Die Menschen, die Prof. Lohmeyer operiert, haben einen langen, anstrengenden Weg hinter sich. Einen, der mit Diät und Bewegung begonnen hat und in vielen Fällen mit einem Magenbypass oder Schlauchmagen begleitet wurde. Alles mit dem Ziel vor Augen, abzunehmen, um gesünder und länger leben zu können. Mit den schwindenden Kilos wird das Herz-Kreislauf-System entlastet und das Diabetes- und Krebsrisiko sinkt. Doch dabei entsteht ein neues Problem.
Weniger Kilos, mehr Haut
„Nach einem starken Gewichtsverlust, zwischen 30 und 60 Kilo, bleibt oft überschüssige Haut zurück, die zu körperlichen Beschwerden wie Reibung, Infektionen oder Schmerzen führen kann“, erklärt der Chirurg. „Und das wiederum schränkt die Beweglichkeit ein und beeinträchtigt das Wohlbefinden.“ In solchen Fällen ist die rekonstruktive oder ästhetische Chirurgie eine Option. Auf seiner Station werden jährlich etwa 1.100 OPs durchgeführt, darunter vielfach Brust-, Bauchdecken-, Arm- und Oberschenkelstraffungen, die die Körperkonturen verbessern. Wegen ihres schlechteren Bindegewebes sind Frauen häufiger betroffen.
Voraussetzungen für eine OP
Straffungsoperationen können die Gesundheit und Lebensqualität erheblich verbessern, so der Experte. Doch es sei entscheidend, sich ausführlich beraten zu lassen. „Und das geht am besten in einer Klinik, in der diese Eingriffe regelmäßig erfolgen. Wir Spezialisten unterstützen auch mit Anträgen, beispielsweise bei der Kostenübernahme durch den medizinischen Dienst.“
Es gibt drei Kriterien, die Patientinnen und Patienten vor einer OP erfüllen müssen:
- Sie müssen ihr angestrebtes Endgewicht erreicht haben.
- Sie müssen es mindestens bereits ein halbes Jahr gehalten haben.
- Sie sollten bestenfalls einen Body-Mass-Index (BMI) von unter 32 haben. Je schlanker, desto besser das Ergebnis.
Risiken und Narben
Wie bei jeder Operation gibt es Risiken. Dazu zählen Wundheilungsstörungen, insbesondere bei Vorerkrankungen wie Diabetes. „Der Heilungsprozess kann verzögert sein, was in einigen Fällen zu weiteren Eingriffen führt“, so Prof. Lohmeyer. Flüssigkeitsansammlungen (Serome), Wundinfektionen und Blutgerinnsel (Thrombosen) sind ebenfalls mögliche Komplikationen. „Es ist wichtig, dass Patientinnen und Patienten realistische Erwartungen an das Ergebnis der Operation haben, da kleinere Unregelmäßigkeiten oder Asymmetrien möglich sind“, fügt er hinzu. Dass hierbei große Narben entstehen, störe die wenigsten. Die meisten seien glücklich, dass sie wieder in normale Kleidung passen, Sport treiben, mit ihren Kindern auf dem Spielplatz toben oder ins Schwimmbad gehen können. Kurz: „Sie empfinden Aktivitäten nicht mehr als Belastung, sondern wieder als Bereicherung.“
Experte für diesen Artikel:
PROF. DR. JÖRN LOHMEYER
Chefarzt der Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie im Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg