Schauspielerin Lilli Hollunder

„Ich bin die Definition vom Rheinland“

Foto: Jeanne Degraa

Sie spielt die Polizeihauptkommissarin Isabell Nowak in der beliebten ZDF-Polizeiserie „Notruf Hafenkante“. Welche Projekte die Schauspielerin Lilli Hollunder noch verwirklicht, was sie als „Spielerfrau“ an der Seite von Ex-Nationaltorhüter René Adler richtig genervt hat und warum ihr Mann Angst hatte, ihr erstes Buch zu lesen, verrät sie im Interview.

Das ist Lilli Hollunder

Lilli Hollunder, geboren 1986 in Leverkusen, ist die Tochter der deutsch-türkischen Schauspielerin und Autorin Sema Meray und eines deutschen Mediziners. Die Schauspielerei wurde ihr quasi in die Wiege gelegt und schon während der Schulzeit war sie in Fernsehserien wie „Lindenstraße“ oder „SOKO Köln“ zu sehen. Nach ihrem Abitur 2005 verkörperte sie bis 2008 die Rolle der Lisa Brandner in der ARD-Vorabendserie „Verbotene Liebe“ und übernahm anschließend bis 2012 eine Hauptrolle in der SAT 1-Telenovela „Anna und die Liebe“. Seit Februar 2023 ermittelt sie als Polizeihauptkommissarin bei „Notruf Hafenkante“. 2016 heiratete sie den ehemaligen HSV- und Nationaltorwart René Adler. Gemeinsam leben sie in Hamburg und haben zwei Kinder (zwei und vier) sowie zwei ehemalige Straßenhunde.

Letztes Jahr gaben Sie Ihr Debüt als Kommissarin Isabell Nowak in der Serie „Notruf Hafenkante“. Wie ähnlich sind Sie Ihrer Figur?
Wir sind beide sehr geradeaus und starke Charaktere. Und genau wie Isabell rede ich auch gerne, bevor ich denke. Da können wir beide noch etwas lernen.
Auf welche Eigenschaft von Isabell sind Sie persönlich etwas neidisch?
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Ich glaube, dass Isabell einfach sehr früh wusste, was sie wollte, gerade beruflich. Sie ist ja schließlich mit 37 Jahren schon Polizeihauptkommissarin. Ich dagegen war schon immer super vielseitig aufgestellt. Eigentlich wollte ich Medizin studieren wie mein Vater und habe auch mal zwei Monate ein Pflegepraktikum im Krankenhaus absolviert. Außerdem war ich kurz davor, meinen Rettungssanitäter zu machen. Aber ich stand ja auch schon während meiner Schulzeit vor der Kamera und das wollte ich nicht aufgeben. Teilweise war ich ganz schön orientierungslos und hing richtig in der Luft. Ich habe dann ewig gebraucht, bis ich mich festgelegt habe … Wobei so vollkommen festgelegt habe ich mich auch heute nicht: Ich mache noch tausend Dinge nebenbei.
Was für tausend Dinge sind das?

Mein neustes Projekt ist ein Haus, das wir gerade umbauen und in das wir hoffentlich nächstes Jahr einziehen.
Außerdem habe ich den Podcast „Mea Culpa – Schande über unser Haupt“, in dem ich mit meinem guten Freund und Schauspielkollegen Chris Gebert über alles quatsche, was uns gerade so einfällt. In den letzten fünf Jahren haben wir schon über 225 Folgen aufgenommen.
Und nach meinem ersten Buch habe ich bereits den Stoff für zwei weitere im Kopf, die ich gerne schreiben möchte.

Und außerdem sind Sie Mutter von zwei kleinen Kindern (vier und zwei). Hat Sie das Mutterwerden verändert?

Mit meiner ersten Schwangerschaft mit meinem Sohn vor fünf Jahren kam eine andere Lilli zum Vorschein. Ich bin zielstrebiger und merke, dass das gut funktioniert. Ich habe mehr Energie, bin ambitionierter und gebe Gas in allen Bereichen. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber es fällt mir leichter, morgens aufzustehen.
Vor meiner Schwangerschaft dachte ich, das Leben ist vorbei, wenn man Kinder hat. Man ist nur noch müde und fremdbestimmt. Aber ganz im Gegenteil fühle ich mich viel stärker und bei mir selbst angekommen. Klar habe ich auch meine Täler und Löcher, aber ich weiß, dass ich es auch wieder rausschaffe.

Während Ihrer ersten Schwangerschaft haben Sie Ihr Buch „Schwanger – Im Zentrum meines Universums wird’s eng“ geschrieben. Inwiefern wurde es denn eng?

Da war vor allen Dingen diese große Angst davor, dass Lilli nicht mehr Lilli ist, wenn sie Mutter ist. Ich hatte das Gefühl, dass von außen erwartet wird, dass aus Frauen Vollzeit-Mamis werden müssen, die auch nur noch als Mami angesprochen werden. Aber ich bin doch noch immer ich. Und auch wenn mein Kind mich Mami nennt, darf ich noch meinen dreckigen Humor haben oder mit meinem besten Freund über alte Affären lachen.
Mir fehlte einfach ein Buch, das brutal ehrlich ist und auch mal unter die Gürtellinie geht. Also habe ich es selbst geschrieben.


In Ihrem Buch verarbeiten Sie auch die Zeit des Kinderwunsches, bis Sie schwanger wurden. Wie hat sich diese Zeit auf Ihre Beziehung ausgewirkt?

Bei uns hat es zweieinhalb Jahre gedauert, bis ich schwanger wurde. Das war sehr belastend für meinen Mann und mich und ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob unsere Beziehung es ausgehalten hätte, wenn es noch länger gedauert hätte …
Mein Mann hatte dann auch ziemlich Angst, das Buch zu lesen, weil er wusste, dass ich wirklich über alles geschrieben habe. Besonders die Kinderwunschphase hat ihm (und mir) sehr zugesetzt. Aber ansonsten hat er beim Lesen viel gelacht – zum Glück auch über sich selbst, denn natürlich bekommt er sein Fett weg.

Hat es beim Zweiten wieder so lange gedauert?
Ganz im Gegenteil. Wir wollten es bei einem Kind belassen, die zweite Schwangerschaft kam total überraschend. Es war auf Mauritius, es gab wunderschöne Sonnenuntergänge, Aperol, Dosenbier und ich hatte mich verrechnet … Mein Mann war total geschockt, als ich wieder schwanger war. Aber die Kleine wollte wohl dringend zu uns. Und dafür sind wir so dankbar, denn sie hat uns einfach noch gefehlt und ist nicht nur unser Sonnenschein, sondern der Kleber, der die ganze Familie zusammenhält.
Ihr Mann, René Adler, steht als ehemaliger HSV- und Nationaltorwart genau wie Sie im Rampenlicht. Wer von Ihnen wird häufiger auf der Straße erkannt und angesprochen?
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Im Moment hat mein Mann wieder einen Lauf. Das stört mich übrigens überhaupt nicht. Ihn kennen einfach viele Menschen. Neulich habe ich im Stadtpark sogar einen kleinen Jungen mit René Adler-Trikot getroffen und mich mit ihm unterhalten. Als er ging, hat er gesagt: „Kannst du den Adler von mir grüßen?“ Das fand ich super süß.
Aber auch Sie waren bereits bekannt, als Sie mit Ihrem Mann zusammenkamen. Welche Erfahrung hat Sie als Spielerfrau besonders geprägt?

Das stimmt, viele Menschen kannten mich aus der ARD-Vorabendserie „Verbotene Liebe“. Auch René hat damals – wie die ganze Mannschaft von Bayer Leverkusen – die Serie geschaut und kannte mich schon, bevor wir uns dann wirklich getroffen haben.
Nachdem wir dann zusammengekommen waren, wurde ich häufig auf die „Spielerfrau“ reduziert. Das hat mich richtig genervt. Ich wollte die Beziehung ja nicht als Sprungbrett nutzen. Als mir dann gesagt wurde, ich müsse wegen René aufpassen, was ich jetzt sage und mache, hat es mir gereicht. Ich bin ich.
Ich mache, wozu ich Lust habe, und es ist mir wurscht, was die anderen denken. Ich glaube fest daran, dass vieles funktioniert, wenn man bei sich selbst und authentisch bleibt. Zum Glück sieht mein Mann das genauso und hat schon immer gesagt: „Ich glaub an dich!“

Aufgewachsen sind Sie in Köln. Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich in Hamburg eingelebt hatten?

Ich war von Anfang an erstaunt, wie freundlich die Hamburger sind. Ob im Supermarkt oder auf der Hundewiese, ich habe schnell connectet. Aber so richtig angekommen bin ich erst nach vier oder fünf Jahren. Ich bin ja nicht nur Kölnerin, sondern auch halbe Türkin, sozusagen die Definition vom Rheinland.
Und meine Offenheit ist am Anfang vielen aufgefallen oder vielleicht auch auf die Nerven gegangen. Aber ich habe gedacht: Egal, ich bin wie ich bin und es werden sich schon nette Menschen für mich finden in dieser Stadt. Und das ist genauso aufgegangen – auch wenn ich Köln noch immer vermisse.


„NOTRUF HAFENKANTE“
donnerstags, 19:25 Uhr, im ZDF und in der ZDFmediathek


Fotos: Jeanne Degraa: ZDF/Boris Laewen