Röntgenaufnahme des Beckens mit künstlichem Hüftgelenk auf der rechten Seite – deutlich sichtbare Hüftprothese im Oberschenkelknochen.

Neue Hüfte, neues Knie – so helfen Sie mit

Foto: ChooChin/Shutterstock

Endoprothetik

Neue Hüfte, neues Knie – so helfen Sie mit

Arthrose, Rheuma oder Knochenbrüche: Gründe für den Ersatz eines Hüft- oder Kniegelenks gibt es viele. Wer sich für eine Endoprothese entscheidet, kann maßgeblich zu einem erfolgreichen Ergebnis beitragen. Denn eine präzise Vorbereitung ist dafür ebenso wichtig wie erstklassige Operateure.

Von Britta Schmeis

Dr. Julia Reinke hat eine klar strukturierte Checkliste. Diabetes, Mangelernährung und Hauthygiene sind drei der insgesamt sechs Punkte, die sie vor jeder OP akribisch mit ihren Patientinnen und Patienten durchgeht. „Der Vorteil bei Knie- oder Hüftersatz ist, dass die Operationen selten Notfälle sind, wir also Zeit für eine optimale Vorbereitung haben“, erklärt die Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Sektionsleiterin Endoprothetik am Albertinen Krankenhaus. Hierbei spiele auch das Mitwirken der Betroffenen eine entscheidende Rolle.

Übergewicht reduzieren

„Ich bespreche stets alle Risikofaktoren mit ihnen “, sagt Reinke. Da sei zuallererst das Übergewicht, womit ein BMI über 35 (Adipositas Grad 2) gemeint ist. „Ab einem Körpergewicht von 120 kg sind die Prothesen eigentlich nicht mehr zugelassen“, so die Chirurgin. Denn nicht nur die Implantate stoßen an ihre Belastungsgrenze, auch das Komplikationsrisiko steigt durch Übergewicht deutlich an. Wenn nötig überweist die Ärztin dann zunächst zur Ernährungsberatung, besonders schwere Fälle auch in die bariatrische Chirurgie, wo beispielsweise Magenverkleinerungen durchgeführt werden. Und sie setzt gemeinsame Ziele, bis wann das Gewicht reduziert werden sollte. Manchmal ist sie dabei brutal ehrlich. „Denn was noch viel kränker macht als ein steifes Knie oder eine kaputte Hüfte ist Adipositas.“

Risiken minimieren

Ein weiterer Punkt sei die optimale Einstellung eines möglichen Diabetes. „Der Langzeitwert, also der HbA1c-Wert, muss unter acht liegen, damit wir operieren können“, führt Dr. Reinke aus. Nur dann sei eine gute Wundheilung gewährleistet und die Infektionsanfälligkeit sinke. Zudem werde der Hämoglobinwert gecheckt, um eine Blutarmut auszuschließen. Denn auch eine Anämie erhöht das Risiko von Komplikationen während und nach dem Eingriff. Außerdem müsse eine mögliche Mangelernährung behoben werden, bevor operiert werden kann.

Konsum einstellen

Ebenso sollte man vor einem Eingriff auf Rauchen und Alkohol verzichten. Das hilft dem Körper enorm, beispielsweise die Narkose besser zu verkraften und die Wundheilung zu beschleunigen.

Haut vorbereiten

Zuletzt geht es um die Hauthygiene. Bereits am Vorabend der Operation cremen sich Patientinnen und Patienten mit einer bestimmten Lotion ein, um die Keimlast auf der Haut bestmöglich zu reduzieren. „Wer all diese Punkte beachtet, trägt maßgeblich zum Operations- und Heilungserfolg bei. Eine optimale Vorbereitung auf die Operation, sorgfältige Chirurgie und eine schnelle und unkomplizierte Rehabilitation sind unser gemeinsames Ziel”, schließt Julia Reinke.

Expertin für diesen Artikel:

 Porträt einer lächelnden Frau (Dr. Julia Reinke) in weißem Oberteil vor einem hellen, unscharfen Hintergrund
DR. JULIA REINKE

Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Sektionsleiterin Endoprothetik am Albertinen Krankenhaus


Fotos: Immanuel Albertinen/Fabian Peterson