SCHMERZMITTEL: NICHT AUF DIE LEICHTE SCHULTER NEHMEN
Der gute Ruf einiger Schmerzmittel ist verdient. Doch bei manchen Risikopatient:innen können sie Magen, Nieren oder Dünndarm schädigen. Prof. Andreas de Weerth rät: Fragen Sie Ihren/Ihre Arzt/Ärztin oder Apotheker:in!
Treffen sich zwei Damen zum Kaffeekränzchen. „Du“, sagt die eine, „die Schmerzmittel für meinen Rücken, die sind jetzt auch nicht mehr das Wahre.“ „Pass mal auf“, erwidert die andere, „in der Apotheke haben sie ein richtig gutes, probier’s doch mal aus, das nennt sich …“ Was klingt wie der Anfang eines Witzes oder eines Werbespots, endet tatsächlich oft in einer Überdosierung, sagt Prof. Andreas de Weerth, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg. „Selbst wenn die zwei Arzneimittel unterschiedliche Eigennamen haben, ist der Wirkstoff doch der gleiche. Kauft und kombiniert man die Arzneimittel dann ohne weitere Beratung, kann es für einige Patient:innen gefährlich werden.“
Schmerzmittel mit Nebenwirkungen
Ibuprofen, Diclofenac oder Acetylsalicylsäure (ASS): Viele der gängigen Schmerzmittel sind sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR). „Die tun ihren Job auch sehr gut, lindern hervorragend Schmerzen und wirken entzündungshemmend“, so Prof. de Weerth. Doch ist Vorsicht geboten: Die Medikamente können auch Magen und Niere schädigen. Im Magen können sie tiefe Magengeschwüre verursachen, in der Niere kann es sogar zum Versagen des Organes führen. Besonders für Risikopatient:innen, z. B. mit hohem Alter oder Vorerkrankungen, kann dies sehr gefährlich werden.
Ein gefährlicher Kreislauf
Wenn die fachliche Beratung in der Arztpraxis oder Apotheke entfällt – „gerade mit den ganzen Online-Apotheken kommt das immer häufiger vor“, betont Prof. de Weerth – kann die kontinuierliche Einnahme frei erhältlicher Schmerzmittel die Problemursache sogar verschlimmern. Der Internist verdeutlicht es an einem Beispiel: „Wenn ein Magengeschwür Schmerzen verursacht und man diese Symptome mit einem frei erhältlichen Schmerzmittel behandelt, kann das Geschwür größer werden. Die Schmerzen verstärken sich, mehr Schmerzmittel wird eingenommen … Dieser Kreislauf endet nicht selten im Krankenhaus.“
Wer ist Risikopatient:in?
Für gesunde Menschen ist die kurzfristige Einnahme von NSAR unproblematisch. Gefährdet sind besonders Menschen in hohem Alter oder mit Vorerkrankungen wie Diabetes oder Nierenschwäche. „Aber auch für diese Personen kann man NSAR nicht pauschal verteufeln“, stellt Prof. de Weerth klar. „Im Zweifelsfall sollten sie mit dem/der Arzt/Ärztin oder Apotheker:in sprechen.“
Fragen bei Schmerzen
- Was ist die Ursache? Neben der Linderung der Symptome gilt es in erster Linie, die Ursache des Schmerzes zu identifizieren und zu behandeln. „Eine Schmerztherapie ist nur übergangsweise hilfreich“, rät Prof. de Weerth.
- Brauche ich NSAR-Schmerzmittel? NSAR sind sehr wirksame Medikamente. Eine längerfristige Therapie sollte immer mit dem/der Hausarzt/-ärztin besprochen werden.
- Zähle ich zur NSAR-Risikogruppe? Hohes Alter, Vorerkrankungen, Probleme mit Magen, Darm oder Niere – all diese Eigenschaften sind keine pauschalen Ausschlusskriterien, aber sollten bei der Frage, ob und wie lange NSAR zum Einsatz kommen, durch Arzt/Ärztin oder Apotheker:in berücksichtigt werden.
Fragen Sie Ihren/ Ihre Arzt/Ärztin oder Apotheker:in! Nicht nur bei Schmerzmitteln gibt es viele Unsicherheiten und Fragen bei Patient:innen. Zögern Sie in Zweifelsfällen nicht, einen ärztlichen Termin zu vereinbaren oder sich in Ihrer Apotheke beraten zu lassen.
Auf der Seite der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft e.V. finden Sie einen Artikel zumThema, wie wichtig stationäre Apotheken für die fachliche Beratung bei Arzneimitteln sind!
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