Therapievielfalt bei Krampfadern: Entscheiden mit Bedacht

Therapievielfalt bei Krampfadern: Entscheiden mit Bedacht


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Zwischen Stützstrumpf und Operation werden immer mehr Möglichkeiten angeboten, Krampfadern zu behandeln. Was dabei zu beachten ist, erläutert Dr. Guido Bruning vom Krankenhaus Tabea in Blankenese.

Herr Dr. Bruning, es heißt, dass etwa 20 % der Erwachsenen irgendwann Krampfadern bekommen. Was ist das eigentlich, eine Krampfader? 

Eine Krampfader ist definiert als eine geschlängelte, aufliegende, erweiterte Vene im Beinbereich. Manchmal verursacht sie Beschwerden und manchmal nicht. Am Anfang sieht man Krampfadern nur, doch mit der Zeit können auch körperliche Beschwerden entstehen. 

Was für Beschwerden können das sein? 

Zum Beispiel geschwollene Beine, Juckreiz, Verhärtungen, Schmerzen. Im Extremfall entwickelt sich ein offenes Bein – also eine chronische Wunde, die wegen schlechter Blutversorgung nicht zuheilt. Allerdings können zwischen der ersten Krampfader und dem Auftreten eines offenen Beins viele Jahre liegen. Und nicht bei allen Betroffenen werden Krampfadern zu einer ernsten Sache. Man kann das nicht wirklich vorhersagen. 

Wie diagnostiziert man, ob es sich um ein Problem mit Krankheitswert handelt? 

Als Erstes wird eine Ultraschalluntersuchung gemacht, um zu sehen, ob und welche Gefäße kaputt sind. Aber natürlich muss das ganzheitlich betrachtet werden. Neben Alter, Geschlecht und eventuell erblicher Veranlagung sind auch Konstitution und Lebensweise der Betroffenen wichtig. Übergewicht und wenig Bewegung erhöhen das Risiko. 

Was kann nach entsprechender Diagnose getan werden? 

Zunächst unterscheidet man zwischen konservativer Therapie und invasiven, chirurgischen Eingriffen. Der Kompressionsstrumpf ist die gängigste konservative Methode. Elastische Strumpffasern unterstützen die Muskelwadenpumpe. Die Strümpfe sind in verschiedene Kompressionsklassen aufgeteilt, voll verschreibungspflichtig und relativ einfach zu handhaben. 

Welche chirurgischen Maßnahmen kommen infrage? 

Das kommt immer ganz auf die Bedürfnisse der Patient:innen an. Das Ziel ist stets, die Krampfadern vom Blutkreislauf auszuschalten. Das kann mit Lasertherapie oder Radiofrequenztherapie geschehen. Dafür gibt es relativ solide Daten mit guten Erfolgsraten. Dünn ist die Datenlage bei der endovenösen Verklebung, die zwar keine Anästhesie erfordert, aber mit Kleber in den Venen ein dauerhaftes Implantat darstellt. Der Goldstandard in Deutschland ist die Varizenoperation oder auch: Stripping. Zu dieser Methode gibt es die meisten Erfahrungswerte. 

Wie findet man die beste Therapieoption? 

Das muss man im Einzelfall entscheiden. Ein Arzt/eine Ärztin muss abwägen: Was haben die Patienten nach der Behandlung für Beschwerden? Wie gut geht es ihnen während der Behandlung? Und wie verbessert sich die Lebensqualität? Es geht schließlich darum, was für die jeweiligen Patient:innen am besten ist.

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Beitragsbild: © Buravleva stock / shutterstock


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