80 Prozent Ernährung – 20 Prozent Sport
Wird Sport maßlos überschätzt? Und ist der größte Schweinehund die Ernährung? Ex-Fußballprofi Marcell Jansen glaubt, dass wir beim Essen zu wenig darauf achten, wie wir uns wirklich fühlen.
Ihr ehemaliger Mannschaftskollege Ze Roberto hat die Fußballschuhe erst mit 43 Jahren an den Nagel gehängt. Sie bereits mit 29. Aus gesundheitlichen Gründen?
Nein, ich bin topfit. Ich kicke ja heute noch regelmäßig mit Freunden und hobbymäßig beim HSV III – meine Knie sind gesund. Das war nicht der ausschlaggebende Punkt.
Woran lag es dann?
Ich habe das Profidasein 12 Jahre lang genossen, es ist ein geiler Beruf. Wobei ich das Glück hatte, ein absolut starkes, ehrliches Team um mich zu haben. Nichtsdestotrotz hatte ich immer schon einen gesunden Eigenantrieb und ich war Realist. Entscheidend war die Frage nach der Perspektive: Ich wollte bis 35 unabhängig von Erfolg oder Misserfolg sein und in den Bereichen, die mich interessieren, möglichst schnell Fuß fassen: Digitales, Sport, Lifestyle, Gesundheit.
Also beschäftigen Sie sich heute mit Einlegesohlen, gesundem Fastfood, Mode für Fitnessstudios.
Ich habe immer schon über den Tellerrand geschaut. Besonders Gesundheitsprävention fasziniert mich. Mit 19 habe ich meine ersten Einlagen – gute, keine aus Kork – bekommen. Natürlich hatte ich als Fußballprofi immer das Glück, medizinische Betreuung auf höchsten Niveau genießen zu können. Gemeinsam mit zwei Freunden habe ich heute eine Beteiligungsgesellschaft, die in den Bereichen Sport, Lifestyle und Gesundheit aktiv ist. Alle Projekte haben viel mit meinem Leben zu tun. Einlagen, Kompression – das war auch in Fußballzeiten mein tägliches Brot.
Mein Antrieb: Die Betreuung, die Profisportler genießen, auch für jedermann anzubieten. Das versuchen wir in unserem Lifestyle Sanitätshaus in Hamburg.
Wenn Sie mit Ihren Freunden kicken wollen oder das Training beim HSV III vor sich haben, kommt Ihnen da manchmal der Schweinehund in die Quere?
Und ob. Von November bis März haben wir in Hamburg meistens echtes Schietwetter. Natürlich muss ich mich da auch überwinden, rauszugehen. Der eigentliche Schweinehund ist allerdings die Ernährung. Sport ist wichtig für die Gesundheit, aber wie das Thema kommuniziert wird, ist nicht transparent und falsch. Oft wird der Eindruck erweckt: je mehr Sport, desto besser. Zweimal in der Woche den Kreislauf in Schwung bringen, reicht völlig aus. Wenn es eine Leidenschaft ist, darf’s meinetwegen auch etwas mehr sein. Um sich fit zu fühlen, kommt es jedoch viel mehr auf die Ernährung an. 80 Prozent Ernährung, 20 Prozent Sport. So lautet meine Fitness-Formel. Mit unserem neuesten Projekt Ben Green starten wir den Versuch, aus Fast Food Good Food zu machen. Viele Fast-Food-Angebote sind zwar erst einmal lecker, aber danach ist man meist träge – alles andere als energiegeladen. Wie soll ich nach einer Burger-Mahlzeit im Büro oder in der Werkstatt wieder volle Leistung bringen können, wenn ich mich am liebsten aufs Ohr hauen würde? Wir tanken ja auch nicht, um mit dem Auto in der Garage zu stehen, sondern um zu fahren.
Was sollte man tun?
Mein Tipp: Achte darauf, wie du dich beim Essen fühlst. Fühlst Du dich gut oder eher schlecht? Das ist aus meiner Sicht viel entscheidender, als ein paar Kilometer in der Woche mehr zu joggen.
Das ist Marcell Jansen
Der 32-jährige Marcell Jansen bestritt in seiner Fußballprofi-Karriere 242 Bundesligaspiele und lief 45 Mal für die deutsche Nationalmannschaft auf. Von Borussia Mönchengladbach ging es über den FC Bayern zum Hamburger SV , für den er zwischen 2008 und 2015 187 Spiele machte. Jansen ist das Gesicht der Stiftung „Der Hamburger Weg“, eine Sponsoring-Initiative des HSV und in Hamburg ansässiger Unternehmen. Unterstützt werden hilfsbedürftige Hamburger. Zudem ist er Mitglied im Kuratorium der Deutschen Kinderkrebsnachsorge – Stiftung für das chronisch kranke Kind. Der Unternehmer Marcell Jansen ist beteiligt an einigen Start-ups und betreibt u. a. das Lifestyle-Sanitätshaus Renovatio in Hamburg.
Bildquellen: © Bertram Solcher