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Rektusdiastase
Bauch mit Lücke – was hilft?
Von Britta Schmeis
Wenn das Baby wächst, muss sich nicht nur die Haut dehnen, auch die Bauchmuskeln leisten Schwerstarbeit. Besonders betroffen sind die geraden Muskeln im Bauch, die sich während der Schwangerschaft auseinanderziehen, um Platz für das Kind zu schaffen. Nach der Geburt rücken sie in der Regel wieder zusammen. „Wenn das nicht geschieht, sprechen wir von einer Rektusdiastase“, erklärt Dr. Halil Dag, Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Hernienchirurg an der Facharztklinik Hamburg.
Rückbildungsgymnastik hilft
Eine gezielte Rückbildungsgymnastik ist wichtig, damit die Bauchmuskeln wieder näher aneinanderrücken. „Entscheidend ist, dass die Frauen die schrägen Bauchmuskeln trainieren und nicht die geraden, um den Spalt nicht noch zu vergrößern“, so Dr. Dag. Normal oder vielmehr unbedenklich sei ein Spalt von zwei Zentimetern. Bei bis zu drei Zentimetern spreche man von Grad 1, bis zu fünf Zentimetern von Grad 2. Alles darüber hinaus falle in die Kategorie 3. „Dann müssen wir operativ tätig werden, weil Gymnastik bei einer solch ausgeprägten Rektusdiastase nicht mehr ausreicht“, erläutert der Experte. Risikofaktoren sind zum Beispiel Mehrlings- und Mehrfachschwangerschaften. Aber auch sehr schlanke Frauen, die ein sehr großes Baby erwarten, sind häufiger betroffen.
Wie erkennt man eine Rektusdiastase?
„Rückenschmerzen und eine gewisse Instabilität im Oberkörper sind Symptome. Oft geht so eine Rektusdiastase auch mit einem Nabelbruch einher“, erklärt der Hernienchirurg. Und bei sehr dünnem Gewebe könne man im Liegen sogar die Darmbewegungen unter der Bauchdecke sehen. Die Diagnose stellt Dr. Dag per Ultraschall. „Ist der Spalt nicht zu groß, empfehle ich zunächst gezielte Gymnastik und eine Kontrolle nach etwa einem halben Jahr.“
Wann ist eine OP nötig?
Bleiben die Beschwerden trotz Trainings bestehen – besonders bei einer mittelgradigen Rektusdiastase – kann ein minimalinvasiver Eingriff helfen. Über einen kleinen Schnitt wird die Bauchwand mit einem Kunststoffnetz stabilisiert und vorhandene Brüche werden verschlossen. Bei einem sehr großen Spalt ab fünf Zentimetern reicht das oft nicht mehr aus. Dann wird ein größerer Eingriff notwendig, bei dem die tieferen Schichten der Bauchwand wieder aufgebaut und gleichzeitig Haut und Gewebe gestrafft werden. Dafür arbeitet das Team von Dr. Dag eng mit plastischen Chirurgen zusammen. „Diese Bauchstraffung übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in der Regel nicht. Aber Rektusdiastasen dieses Schweregrads sind zum Glück sehr selten“, schließt Dr. Dag.
Experte für diesen Artikel:

DR. HALIL DAG
Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Hernienchirurg an der Facharztklinik Hamburg
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