Ein Junge mit einem Glukosesensor und einer Insulinpumpe sitzt am Schreibtisch.

Da geht die Pumpe

Foto: Halfpoint

Diabetes

Da geht die Pumpe

Typ-1-Diabetes: Die Diagnose ist für Eltern und Kinder erst mal ein Schock. Wenn die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produziert, bedeutet das eine große Umstellung. Trotz chronischer Krankheit lässt sich dennoch ein (fast) normales Leben führen.

Von Caroline de Boor

Jährlich erkranken etwa 3.500 Kinder in Deutschland neu an Typ-1-Diabetes. Dabei steigt die Zahl der Neuerkrankungen jedes Jahr um drei bis vier Prozent und der Anteil der Kinder unter fünf Jahren wächst besonders schnell, zeigt der aktuelle Deutsche Gesundheitsbericht Diabetes. Heilbar ist Typ-1 bislang noch nicht, lässt sich aber gut therapieren. 

Schlapp und durstig

Dafür braucht es zuerst eine Diagnose. Sabine Linke, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin in der Kinderendokrinologie und Diabetologie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, rät Eltern, auf die typischen Warnzeichen zu achten: „Ist das Kind ständig durstig und muss häufig Wasser lassen? Ist es schlapp und verliert an Gewicht? Dann sollten Eltern das dringend abklären lassen.“
Ist der Blutzucker stark erhöht, ist die Diagnose klar. „Wir nehmen das Kind dann sofort stationär auf und beginnen mit der Insulintherapie“, so die Ärztin. Das Insulin wird entweder mit Pens in das Unterhautfettgewebe gespritzt oder mit einer Insulinpumpe verabreicht.

Die vier WarnzeichenDarauf sollten Sie achten: vier Warnzeichen bei Diabetes

Smarte Helfer statt Spritzen

Hoch technologisiert und hautnah: Mithilfe eines AID-Systems (automated insulin delivery) wird über einen Algorithmus die Insulinmenge gemessen und reguliert. Ein Glukosesensor am Körper misst kontinuierlich die Glukosewerte im Gewebe und übermittelt sie an ein System (zum Beispiel eine App auf dem Handy). Damit berechnet ein Algorithmus die benötigte Insulindosis und gibt diese an die Pumpe weiter, die sogar in die Hosentasche passt. Über einen Katheter am Oberschenkel, Gesäß oder Bauch gelangt das Insulin unter die Haut. „Die Pumpe mit AID-System ist eine echte Innovation in der Diabetestherapie“, sagt sie. „Auch Kinder und Jugendliche haben die Möglichkeit, eine Insulinpumpentherapie zu wählen. Das ist besonders für Kleinere eine Erleichterung, weil sie nicht mehr fünf Mal am Tag gepikst werden müssen.“

Alltagsmanagement

Typ-1-Diabetes erfordert eine stetige Beobachtung des Körpers und der Mahlzeiten – hier muss die Insulinmenge manuell gesteuert werden. Das müssen bei den Kleinsten die Eltern übernehmen. Mit der Zeit lernen die Kinder in einem der größten Diabeteszentren Deutschlands, bei Sabine Linke und ihrem multiprofessionellen Team, wie sie ein nahezu normales Leben führen. Dazu gehört auch, die richtigen Fragen zu stellen: Wo sind überhaupt Kohlenhydrate drin und wie viel Insulin brauche ich für einen Teller Nudeln? Esse ich vor dem Sportunterricht noch eine Kleinigkeit? Schwimmen, Schaukeln und Spielen mit Diabetes sind also nicht nur möglich, sondern auch nötig. „Kinder haben ein Anrecht auf Teilhabe“, betont Sabine Linke. „Sie haben die gleichen Bedürfnisse und Fähigkeiten wie ihr Freundeskreis.“

Expertin für diesen Artikel:

Sabine Linke, , Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin in der Kinderendokrinologie und Diabetologie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift

SABINE LINKE
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin in der Kinderendokrinologie und Diabetologie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift


Fotos: Muenchbach; Grafik: Jürgen Gerhardt
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