gute besserung! | Suchterkrankung | Alkohol | Alkoholsucht | Sucht

Eine Sucht kommt selten allein …

Eine Sucht kommt selten allein …


gute besserung! | Suchterkrankung | Alkohol | Alkoholsucht | Sucht

Bedingt durch Pandemie, Angst vor Krieg in Europa, Klimakrise, Fachkräftemangel und Inflation sind die seelischen Erkrankungen noch weiter in den Vordergrund getreten. Depressionen, Ängste und Suchterkrankungen zählen zu den häufigsten Gründen für Frühberentungen und Krankheitstage.

Bei Suchterkrankungen denken viele an schwere Verläufe von Alkoholabhängigkeit oder an illegale Drogen. Aber auch schon der übermäßige Konsum von Alkohol, Beruhigungsmitteln, Cannabis und Partydrogen hat oft deutliche Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit. 

Suchtmittel als Selbstmedikation 

Prof. Dr. med. Matthias R. Lemke
Ärztlicher Direktor, Heinrich Sengelmann Kliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Nicht selten liegen diesem Konsum auch andere seelische Erkrankungen zugrunde, sodass hier von einer Selbstmedikation gesprochen wird. Viele Menschen fühlen sich in der heutigen Zeit erschöpft, haben wenig Kraft, zu wenig Energie. In Deutschland reicht die Spannbreite je nach Untersuchung und Altersgruppe von 20 % bis etwa 60 %, was oft dadurch bedingt ist, dass sich die Menschen dauerhaft gestresst fühlen. Unsere heutige Gesellschaft ist für viele anstrengend, im Arbeitsleben soll immer mehr in immer kürzerer Zeit mit immer weniger Menschen mit immer besserer Qualität durchgeführt werden. 

Entspannung durch Konsum 

Diese erhöhte Stressbelastung führt unter anderem dazu, dass Menschen unterschiedliche Substanzen zur Stressreduktion einsetzen. Alkohol entspannt, Beruhigungsmittel reduzieren die Ängste und Schlafstörungen, mit Cannabis lässt sich die Welt besser ertragen, mit Partydrogen macht das Feiern mehr Spaß. Aber Achtung, der Konsum dieser Substanzen verstärkt letztendlich die eigentlich zugrunde liegende seelische Erkrankung und führt oft zu Abhängigkeit von diesen Substanzen. Hier entsteht ein Teufelskreis, die Substanzen wirken kurzfristig, haben aber längerfristige negative Wirkungen. Sie verlieren auf Dauer ihre Wirkung, führen zu verstärktem Konsum, höherer Dosierung, letztendlich zu einer Abhängigkeit und Entzugssymptomen. 

Den Teufelskreis durchbrechen 

Insgesamt erhöht der Konsum nicht, sondern reduziert die seelische Widerstandskraft gegenüber den Herausforderungen unseres Lebens. Wir haben daher sowohl ambulant, tagesklinisch und stationär spezialisierte Angebote, die bei den betroffenen Menschen sowohl Depressionen, Ängste, Schlafstörungen oder Stresserkrankungen behandeln als auch Konzepte und Maßnahmen für eine Reduktion des schädlichen Konsums von Alkohol, Beruhigungsmitteln, Cannabis und anderen Substanzen beinhalten.

Suchen Sie sich Hilfe, es ist sehr schwer, diesem Teufelskreis alleine zu entkommen!

Fazit für die Praxis 

1. Leiden Sie unter Depressionen, Ängsten, Schlafstörungen oder Stresserkrankungen (Erschöpfung, Anspannung, Gereiztheit u.a.), fragen Sie Ihren Hausarzt. 

2. Überprüfen Sie bei sich selbst, oder fragen Sie nahestehende Menschen, ob Sie vermehrt Alkohol, Beruhigungsmittel, Cannabis oder anderer Medikamente einnehmen, um Belastungen zu reduzieren. 

3. Lassen Sie eine körperliche Abklärung (EKG, Laboruntersuchungen) durchführen. 

4. Möglicherweise ist eine weiterführende Behandlung bei einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder einem psychologischen Psychotherapeuten notwendig. 

5. Falls die ambulante Behandlung nicht ausreichet, informieren Sie sich über tagesklinische und stationäre Angebote.


Beitragsbild: © shutterstock - NTshutterth / SophiaLukaschPhotography

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