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Eine Suchterkrankung kommt selten allein

Eine Suchterkrankung kommt selten allein


Ehepaar bei der Suchtberatung

Es ist ein Thema, über das ungern gesprochen wird – dennoch leiden mehr Menschen an einer Suchterkrankung, als wir glauben. Etwa drei Millionen Erwachsene in Deutschland waren im vergangenen Jahr von einer alkoholbezogenen Störung betroffen. Besonders knifflig wird es, wenn neben der Abhängigkeit weitere Krankheitsbilder auftreten.

Was ist eine „Komorbidität?“

Dr. Matthias Hollmann, Oberarzt der Suchtabteilung an den Heinrich Sengelmann Kliniken in Bargfeld-Stegen erklärt, was Komorbidität bedeutet: „Viele suchtbedingte Krankheiten gehen oft mit anderen psychischen Störungen einher. Zum Beispiel leiden alkoholabhängige Patienten häufig auch an Depressionen und Angststörungen. ADHS und Persönlichkeitsstörungen finden sich gehäuft bei Abhängigkeiten von illegalen Substanzen.“

Mehr als die Hälfte der Patienten, darunter insbesondere auch ältere Menschen, weisen also nicht einfach eine Abhängigkeitserkrankung auf, sondern sind von zusätzlichen psychischen Störungen betroffen.

Sucht als gefährlicher Kreislauf

Da viele Suchtmittel auf den Dopamin-Haushalt einwirken, kommt es zu einem kurz andauernden Hoch. Das hormonelle Gleichgewicht im Gehirn verschiebt sich. Zusätzlich sinkt jedoch die körpereigene Hormonproduktion, die Stimmung fällt rasant wieder ab. Der Drang, das Suchtmittel zu konsumieren, wird immer stärker. Unser Gehirn verlangt nach mehr – ein gefährlicher Kreislauf.

Alkohol wird oft verhamlost

„Gerade Alkohol wird in unserer Gesellschaft oft überhaupt nicht als Droge angesehen. Das obligatorische Glas Wein nach Feierabend, um die Nerven zu beruhigen, kann jedoch der erste Schritt in die Abhängigkeitsspirale sein und schließlich zur Verstärkung einer Depression führen“, warnt Dr. Hollmann. Der Alltag wird zur Belastung – Arbeitsunfähigkeit, Verlust von Familie und Freunden sowie schwere gesundheitliche Folgen drohen.

Primäre Grundstörung, sekundäre Zusatzstörung

Den meisten Betroffenen fällt es enorm schwer, sich ihre Abhängigkeit einzugestehen. Oft kann im Nachhinein auch nicht mehr eindeutig zwischen der primären Grundstörung und der sekundären Zusatzstörung unterschieden werden. Daher glauben Patienten, durch eine alleinige Behandlung ihrer Sucht würden die Komorbiditäten von allein verschwinden. „In den meisten Fällen dauert die Therapie einer ausgewachsenen Depression aber länger, wenn zusätzlich eine Abhängigkeit vorliegt“, so Dr. Hollmann. „Daher ist ein ganzheitlicher und individueller Therapieansatz wichtig, damit der Patient so schnell wie möglich wieder ins Leben zurückfindet.“

Wo bekommt man Hilfe bei Sucht?

Viele Patienten zögern eine Therapie lange Zeit hinaus. Sie schämen sich oder glauben, ihre Sucht alleine in den Griff zu bekommen. „Unmittelbare Hilfe bekommen Betroffene und Angehörige jedoch schon bei Ihrem Hausarzt mit einer Überweisung für eine umfassende Therapie“, berichtet Dr. Hollmann. „Denn nur so hat der Patient die Chance, sein Wohlbefinden wiederzuerlangen.“

Auf der Website der Stadt Hamburg finden Sie eine Übersicht über Einrichtungen, die eine eine ambulante Suchtberatung durchführen.

Selbsttests

1. Anonyme Tests finden Sie im Internet unter www.kenn-dein-limit.info.
2. Stellen Sie sich die Frage: Wie oft kreisen meine Gedanken um den Konsum von Suchtmitteln?

Hier geht es zur Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie!

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Beitragsbild: © Photographee.eu/Shutterstock.com

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