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Titelthema Adipositas
Fettes Essen – fette Leber
Von Inga Kleine
Wie hängen Übergewicht und Fettleber zusammen?
Übergewicht und ein Typ-2-Diabetes sind die Hauptrisikofaktoren und Auslöser für die Entwicklung einer Fettleber. Denn überschüssiges Fett, insbesondere im Bauch, wird auch von der Leber gespeichert. Von einer Fettleber spricht man dann, wenn mehr als fünf Prozent des Lebergewichts aus Fett bestehen. Diese Art der Fettleber, die nicht auf Alkohol zurückzuführen ist, nennen wir „Metabolische Dysfunktion-assoziierte Fettlebererkrankung, MASLD“. Früher sagte man „Nicht-alkoholische Fettlebererkrankung, NAFLD“.
Was passiert, wenn die Leber verfettet?
Die Verfettung von Leberzellen alleine führt erst einmal gar nicht zu einer Einschränkung der Leberfunktion. Bei schwereren Krankheitsverläufen kommt es aber dazu, dass manche Leberzellen absterben und sich zudem in der Leber eine Entzündung entwickelt. Auch das gefährdet die Betroffenen erst einmal nicht, denn die abgestorbenen Leberzellen werden durch Regeneration gleich wieder ersetzt. Die Leber kann sich sogar vollständig erholen, wenn die Auslöser durch die Behandlung – meist gleichzusetzen mit einer Verbesserung des Lebensstils – erfolgreich beseitigt werden.
Ab wann wird es gefährlich?
Die eben angesprochene Wundheilungsreaktion der Leber ist zwar eigentlich sinnvoll und effektiv, aber auch problematisch. Denn dieser Prozess geht einher mit einer fortschreitenden Ablagerung von Bindegewebe sowie einer Vernarbung in der Leber. Wenn die Krankheit über Jahre weiterläuft, kann sich eine Narben- oder Schrumpfleber, eine sogenannte Fettleberzirrhose, entwickeln. Dann funktioniert die Leber nicht mehr richtig: Sie hat eine verschlechterte Entgiftungsleistung und die Eiweißproduktion ist gestört. Außerdem treten lebensgefährliche Komplikationen auf, wenn sich der Blutstrom vor der vernarbten Leber staut. Zum Beispiel kann literweise Wasser in die freie Bauchhöhle gelangen und eine Bauchwassersucht (Aszites) verursachen. Mit so einem Wasserbauch fallen Bewegung, Essen und das Durchatmen schwer.
Hinzu kommt, dass sich das Blut andere Wege um die vernarbte Leber herum sucht, sodass Umgehungskreisläufe entstehen, die sich als Krampfadern in der Wand der Speiseröhre und im Magen zeigen können. Solche Krampfadern (Varizen) können platzen und zu lebensbedrohlichen Blutungen im Verdauungstrakt führen. Wichtig ist aber zu sagen, dass die Haupttodesursache nicht die Leberzirrhose ist. Die große Gefahr liegt in den Begleiterkrankungen, die häufig mit einer Fettleber einhergehen – so zum Beispiel Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Wie behandeln Sie eine Fettleber?
Es gibt in Deutschland aktuell kein Medikament, das für die Behandlung der Fettleber zugelassen ist. Goldstandard der Therapie ist die Lebensstilmodifikation, also das Erreichen einer gesunden Lebensweise: bewusste Ernährung und Bewegung.
Menschen mit Übergewicht und Fettleber sollten ihr Körpergewicht schrittweise um mindestens 10 Prozent reduzieren. Ein Grundprinzip dabei ist die „Mediterrane Diät“ (Ernährung mit frischen Lebensmitteln, reich an Gemüse und Ballaststoffen, Nutzung von pflanzlichem Öl statt tierischen Fetten und Vermeidung von industriell zubereiteten Lebensmitteln), gepaart mit Ausdauertraining.
Wer zusätzlich einen Typ-2-Diabetes hat, kann unter Umständen Diabetes-Medikamente nehmen, die sich günstig auf die Fettleber beziehungsweise den Krankheitsverlauf auswirken.
Was raten Sie Betroffenen?
Nehmen Sie mehrfach erhöht gemessene Leberwerte ernst und fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aktiv nach den Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. Arbeiten Sie mit Ehrgeiz auf eine Verbesserung Ihres Zustands hin, wenn Sie unter einer Fettlebererkrankung leiden, auch, wenn Sie keine Schmerzen oder Beschwerden haben.
Führen Sie Tagebuch! Ein Gewichts- und Blutdrucktagebuch kann helfen, den Therapieerfolg abzulesen. Ebenso die regelmäßige Kontrolle der Leberwerte.
Lassen Sie in Ihrer Hausarztpraxis den sogenannten Fib4-Score errechnen. Er kann Hinweise auf eine fortgeschrittene Vernarbung der Leber geben und ergibt sich aus dem Alter sowie drei Routineblutwerten.
In diesen Häusern wird eine Fettleber behandelt:
• Agaplesion Bethesda Krankenhaus Bergedorf
• Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg
• Albertinen Krankenhaus
• Evangelisches Amalie Sieveking Krankenhaus
• Evangelisches Krankenhaus Alsterdorf
• Israelitisches Krankenhaus Hamburg
• Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift
• Kath. Marienkrankenhaus
• Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift
•Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand
Experte für diesen Artikel:
PRIV.-DOZ. DR. JOHANNES KLUWE
Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie am Evangelischen Amalie Sieveking Krankenhaus