Mein Kind hat eine Fehlbildung – was kann ich tun?
Greifen, Tasten, Halten – all das ermöglichen Hände. Gerade Kinder ertasten spielend ihre Umgebung. Auch das Gesicht spielt in der eigenen Wahrnehmung eine entscheidende Rolle. Um das Glück von Kindern mit Fehlbildungen nicht zu zerbrechen, bedarf es schon früh medizinischer Beratung.
Anomalien können isoliert oder bei Händen und Gesicht in Kombination vorkommen. Es braucht dann ein gut abgestimmtes Vorgehen verschiedener Spezialisten wie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg, um die komplexen chirurgischen Eingriffe aufeinander abzustimmen.
Das Gesicht ist wichtig für das Selbstbild
Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten gehören zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen, die etwa bei einem von 700 Kindern in Deutschland auftreten. „Hier handelt es sich um eine Laune der Natur – medizinisch gesprochen um eine spontane Mutation“, erklärt Prof. Dr. Dr. J. Camilo Roldán, Chefarzt der Kindergesichtschirurgie. „Die Rekonstruktion des Gesichts ist sehr wichtig für das gesamte Leben, denn es entsteht eine neue Form des Selbstbildes, ein Schritt in Richtung Normalität“, so Roldán. „Das Apert-Syndrom hingegen ist genetisch bedingt und tritt eher selten auf. Dabei kommt es zu Fehlbildungen mit schwersten, chronischen Funktionseinschränkungen durch die frühzeitige Verknöcherung der Schädelnähte und durch die fehlende Entwicklung des Oberkiefers. In 75 Prozent der Fälle liegt eine sogenannte versteckte Gaumenspalte vor und schwere Fehlbildungen an den Händen“, erklärt Roldán.
Operation an Kinderhänden ermöglicht oft erst Teilnahme am Schulleben
Zusammengewachsene Finger und Zehen sind die häufigste Fehlbildung der Extremitäten und können ein- oder beidseitig auftreten. An der Hand sind Doppelungen von Daumen am häufigsten, an den Füßen von Kleinzehen. „In Deutschland ist etwa eins von 1.000 Kindern betroffen“, weiß Dr. Wiebke Hülsemann, Chefärztin der handchirurgischen Abteilung. Zu den Hauptursachen für Fehlbildungen zählen Vererbung und Spontanmutationen. Selten sind sie medikamentenbedingt. Umwelteinflüsse sind möglich, aber schwierig nachweisbar.
„Unser Ziel ist es, die bestmögliche Funktion zu schaffen, damit die betroffenen Kinder ihren Alltag handwerklich und in der Schule besser meistern können. Wir behandeln Kinder ab dem ersten Lebensjahr und begleiten sie mit Kontrolluntersuchungen bis sie 18 Jahre alt sind“, so die Ärztin. Funktionsverbessernde Behandlungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Sprechzeiten des Fachbereichs
- montags bis donnerstags: 9:30 bis 11:30 Uhr und 12 bis 14 Uhr
- freitags: 9 bis 13 Uhr
- Telefon: 040 673 77-254
Beitragsbild: © Eugene Partyzan/Shutterstock.com