Foto: Kamil Macniak
Kinderkrankenpflege
Teddy, bitte zur Blutabnahme
Von Inga Kleine
Frau Neuffer, was sollte jemand beachten, der Pflegefachkraft in einem Kinderkrankenhaus werden will?
Theoretisch läuft die Ausbildung für alle Pflegefachkräfte gleich ab. In der Praxis sollte man sich aber ganz bewusst für einen bestimmten Träger entscheiden, denn mit dieser Wahl setzt man seinen Schwerpunkt. Wer die Ausbildung in einem Kinderkrankenhaus macht, arbeitet dort mindestens 1.300 Stunden anstatt 80 bis 120 Stunden wie jemand, der zum Beispiel im Altenpflegeheim ausgebildet wird. Das ist vielen nicht bewusst. Wer also später mit Kindern arbeiten möchte, sollte das von vornherein tun.
Welche Eigenschaften sollten angehende Pflegekräfte mitbringen?
Das Wichtigste ist psychische Belastbarkeit. Man arbeitet mit Kranken und zum Teil Sterbenden – und das in Zeiten des Pflegenotstands. Außerdem darf man keine Scheu haben, Menschen an Stellen zu berühren, wo man Fremde normalerweise nicht anfasst. Pflege ist ein Berührungsberuf. Wichtig im Umgang mit Erkrankten und Angehörigen ist auch eine gehörige Portion Kommunikationsfähigkeit.
Wo liegt der größte Unterschied zwischen der Kinderpflege und der Erwachsenenpflege?
Der größte Unterschied liegt eindeutig in den Kommunikations- und Pflegestrategien. Kinder verstehen und reagieren ganz anders. Wenn ich einem Erwachsenen Blut abnehmen muss, erfasst dieser die Notwendigkeit und krempelt die Ärmel hoch. Ein Kind weiß erstmal gar nicht, was das bedeutet, hat vielleicht sogar panische Angst. Da ist dann Empathie und auch Kreativität gefragt. Oft nehmen wir erst einmal den Teddys Blut ab oder wechseln den Verband bei ihnen. Wir haben auch Bücher, die veranschaulichen, was zum Beispiel bei einer Operation passiert. Wir müssen die Kinder ernst nehmen und auf sie eingehen. Dabei hilft auch Humor. Bei uns wird viel gelacht und gespielt – auch wenn am nächsten Tag eine große Operation bevorsteht.
Welchen Herausforderungen begegnen Auszubildende im Kinderkrankenhaus?
Die Auszubildenden müssen bei Beginn mindestens 17,5 Jahre alt sein. Das kann bedeuten, dass sie auf Station Jugendliche pflegen, die fast gleichaltrig sind und damit auch ähnliche Problemstellungen haben. Im dritten Lehrjahr geht es in die Kinder- und Jugendpsychiatrie – viele Themen wie Corona, Schulstress oder Depressionen triggern ebenso die Azubis selbst. Auch damit muss man lernen umzugehen.
Expertin für diesen Artikel:
FREDERIKE NEUFFER
Leiterin der Pflegeberufeschule des Kath. Kinderkrankenhauses Wilhelmstift
Ausbildungsbeginn
am Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift ist jeweils am 1.2. und 1.8.
Weitere Infos unter kkh-wilhelmstift.de/ausbildung