Illustration einer Blutbahn mit Blutkörperchen und einer Verengung durch Ablagerungen. Zeigt die Auswirkungen von Plaquebildung in Blutgefäßen.

Über Gewicht und verstopfte Gefäße

Foto: studiovin

Plaques verengen die Arterie und behindern den Blutfluss.
Titelthema Adipositas

Über Gewicht und verstopfte Gefäße

Viele Patientinnen und Patienten von Dr. Lars Kock, Chefarzt der Klinik für Gefäß- und endovaskuläre Chirurgie im Albertinen Krankenhaus, haben sich jahrelang, manchmal über Jahrzehnte, zu fett- und kohlenhydratreich ernährt und zu wenig bewegt. Die Folge: kaputte Gefäße.

Von Inga Kleine

„Viele Erkrankungen, die wir behandeln, sind zurückzuführen auf falsche Ernährung und Bewegungsmangel. Oft kommt noch das Rauchen dazu. Zusammen ist das ein Giftcocktail für die Gefäße“, so Dr. Kock. Die genannten Faktoren führen dazu, dass die Gefäße ihre Elastizität verlieren und starr werden, es entsteht Bluthochdruck. Wenn das Blut dann deutlich druckvoller auf die Gefäßwände trifft, schädigt es die innere Schicht der Arterien.
Setzen sich zusätzlich Plaques, die zum Großteil aus Fett bestehen, an den Gefäßwänden ab, verengen diese die Blutbahnen (Stenose). Dann lautet die Diagnose: Arteriosklerose – und die ist Hauptursache für eine Durchblutungsstörung.

Schaufensterkrankheit und Beinverschluss

„Bei uns auf der Station haben wir es häufig mit der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit zu tun, die meistens in den Beinen auftritt.“ Diese Erkrankung wird auch als Schaufensterkrankheit bezeichnet. Der Name erklärt sich dadurch, dass Menschen mit solch einer Durchblutungsstörung der Beinschlagader nicht lange schmerzfrei gehen können, sie machen oft Pausen – gerne unauffällig vor Schaufenstern.
Die Schmerzen entstehen, weil der Sauerstoffbedarf des Gewebes bei körperlicher Anstrengung steigt. Sind die Adern aber verengt, kann nicht genug Blut hindurch transportiert werden, es zieht und krampft in den Beinen. Ebenso steigt die Gefahr von Blutgerinnseln (Thromben), die ein Gefäß komplett verschließen können, sodass das Gewebe noch schlechter versorgt wird. „Der Schmerz ist dann vernichtend, schnelles Handeln ist erforderlich“, erläutert der Chefarzt.

Katheter, Stent und Stoßwellen

„In akuten Fällen entfernen wir das Blutgerinnsel mit Kathetern aus der Arterie (Thrombektomie), ohne dass wir große Schnitte machen müssen. Wenn das Gerinnsel und der Zustand der Person es zulassen, lösen wir die Verklumpung auch medikamentös auf. Oft zeigt sich nach der Auflösung eine Verengung, also eine Stenose, sodass wir die betroffenen Gefäße im Anschluss weiten. Dafür gibt es verschiedene minimalinvasive Methoden wie das Einbringen eines Stents oder eines Ballons, die die Blutbahn offenhalten. Oder wir bringen einen Katheter mit Stoßwellentechnologie zum Einsatz, der die Plaques durch Druckwellen mürbe und die Gefäße wieder formbar macht.“

Veränderung verlängert Leben

Wer sich gesund ernährt, sich bewegt und nicht raucht, kann den Verlauf der Erkrankung deutlich verlangsamen und unter Umständen sogar auf gewisse Medikamente verzichten. Um ein Wiederauftreten (Rezidiv) zu vermeiden, müssen sich die Betroffenen umstellen: „Daran führt kein Weg vorbei“, schließt der Gefäßexperte.

Experte für diesen Artikel:

Porträt eines Mannes (Dr. Lars Kock) mit Brille und weißem Hemd vor einem neutralen Hintergrund. Freundlicher Gesichtsausdruck und professionelles Auftreten.

DR. LARS KOCK

Chefarzt der Klinik für Gefäß- und endovaskuläre Chirurgie im Albertinen Krankenhaus


Fotos: Bertram Solcher