Zeigt her eure Füße …

Sie sind wahre anatomische Meisterwerke. Fast ein Viertel aller Knochen eines Menschen steckt in den Füßen. Jeder Fuß hat 26 Knochen, 33 Gelenke und 114 Bänder. Im Durchschnitt tragen sie uns in 80 Jahren dreimal um die Erde, legen also über 120.000 Kilometer mit uns zurück. Kein Wunder, dass jeder zweite Deutsche unter Fußproblemen leidet. Dr. Ernst-Helmut Schwer, Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin und einer der operierenden Fußexperten an der Facharztklinik Hamburg, gibt Einblicke in häufig vorkommende Krankheitsbilder und mögliche operative Eingriffe.
Herr Dr. Schwer, was raten Sie Menschen mit Fußproblemen oder schmerzenden Füßen?
Ganz wichtig ist, dass man nicht zu lange wartet und frühzeitig einen spezialisierten Arzt aufsucht. Dieser Appell richtet sich insbesondere an Männer, die schieben den Arztbesuch oftmals auf die lange Bank. Aber wer früh genug kommt, dem können wir oft mit konservativen Maßnahmen weiterhelfen. Sei es mit Schuheinlagen, Schienen, Gymnastikübungen, Physiotherapie ... Allerdings ist die Deformierung oder der Krankheitsverlauf in vielen Fällen schon in einem Stadium, in dem eine Operation häufig das Mittel der Wahl ist, um den Patient:innen dauerhaft Erleichterung zu bringen.
Bei welchen Krankheitsbildern operieren Sie denn besonders häufig?
So komplex, wie der Fuß aufgebaut ist, so vielfältig sind die Erkrankungen und damit auch die Operationen, die wir durchführen. Die am meisten verbreitete Fußdeformität ist der Hallux Valgus, der sogenannte Ballenzeh, bei dem sich der Großzeh verformt und den übrigens jede zweite Frau ab 50 hat. Diesen operieren wir daher auch besonders oft. Und alleine beim Hallux Valgus gibt es über 140 verschiedene Operations-Techniken, von denen sich in den letzten Jahren acht bis zehn durchgesetzt haben.
Und welche Technik hat sich beim Hallux Valgus durchgesetzt?
Die TMT1 Arthrodese oder auch Lapidus Operation genannt, ist die leistungsfähigste Operation

Kontrolle nach operativer Korrektur (Lapidus Arthrodese)
Und wovon hängt es ab, welche OP-Methode Sie anwenden?
Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Zum Beispiel der Ausprägungsgrad der Fehlstellung, die Knochenqualität und eine eventuell bestehende Arthrose, aber auch die individuellen Ansprüche des Patienten. Wenn wir Wahlmöglichkeiten haben, schauen wir immer, welche Operation am besten auf die Bedürfnisse unseres/r Patient:in passt.
Was für eine Operation bietet sich denn bei einer Arthrose am Großzehengrundgelenk an?
Auch bei einer Arthrose gibt es verschiedene operative Möglichkeiten, wenn eine konservative Therapie erfolglos ist. Wir können Knochensporne entfernen, Verwachsungen lösen und so eine bessere Beweglichkeit erzielen. Bei ausgeprägter Arthrose wird das Gelenk operativ versteift (Arthrodese). Oder wir führen eine gelenkerhaltende Doppel-Osteotomie durch. Das ist eine

Cartiva-Implantat
Und wie operiert man einen Achillessehnenriss?
Es hängt davon ab, ob die Sehne komplett gerissen ist oder es sich um kleinere Teilrisse handelt. Bei kleineren Verletzungen setzen wir seit einigen Jahren auf eine nicht-operative Methode, die ACP-Therapie – sehr erfolgreich in der modernen Sportorthopädie. Mit Hilfe von körpereigenem, Ankersystem zur Refixation der Achillessehne direkt am Fersenknochen
Haben Sie abschließend noch Tipps, um möglichst lange mit gesunden Füßen durchs Leben zu gehen?
Speziell für die Achillessehne und damit für Sportler:innen gilt: Immer gut dehnen, Stabilitätstraining machen und perfekt passende Sportschuhe und ggf. individuelle Sporteinlagen tragen. Nicht nur für die Sportbegeisterten ist es wichtig, auf die Warnsignale des Körpers zu achten. Das klappt beim Auto oft besser, als beim eigenen Körper. Ich kenne kaum jemanden, der/die wochenlang mit einer rot leuchtenden Warnlampe rumfährt, bevor es in die Werkstatt geht, um größere Folgeschäden zu vermeiden. Dieselbe Beachtung sollten wir auch unserem Körper und damit auch unseren Füßen schenken!
Und ganz grundsätzlich sollte man Fußpflege in den Alltag einbauen. Dazu gehören Fußbäder, -cremes und Hornhautbehandlungen genauso wie täglich die Strümpfe zu wechseln und ein anderes Paar Schuhe zu tragen, damit diese immer wieder gut durchtrocknen. Sonst bilden sich feuchte Kammern, die zu Haut- und Nagelpilz führen können.
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Weitere Informationen:
www.gesellschaft-fuer-fusschirurgie.de
Beitragsbilder: © shutterstock / Dr. Ernst-Helmut Schwer / Cartiva / Arthrex GmbH 2022