Illustration einer Waage mit zwei Waagschalen: Die linke, abgesenkte Schale enthält Kreise mit grünen Häkchen, während die rechte, angehobene Schale Kreise mit roten Kreuzen zeigt. Die Darstellung symbolisiert das Überwiegen positiver Aspekte oder Entscheidungen gegenüber negativen. Im Hintergrund sind dezente Pflanzen und abstrakte Formen zu sehen.

Balance zwischen Nutzen und Risiko

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Opioide

Balance zwischen Nutzen und Risiko

Opioide sind starke Schmerzmittel, die bei richtiger Anwendung eine große Hilfe sein können. Doch ihr Einsatz ist nicht ohne Risiken. Dr. Katrin Stosch-Wiechert, Ärztliche Leitung der Schmerztherapie am Tabea Krankenhaus, erklärt, worauf zu achten ist.

Von Ralf Elfering

Verletzungen und Krankheiten gehen oft mit Schmerzen einher. Sind diese stark oder halten lange an, leidet die Lebensqualität erheblich. In solchen Fällen können schmerzlindernde Medikamente wie Opioide eine echte Erleichterung sein.

Was genau sind Opioide?

„Diese synthetisch hergestellten Wirkstoffe besitzen morphinartige Eigenschaften, die sich an Rezeptoren im zentralen Nervensystem binden und die Entstehung und Weiterleitung von Schmerzen vermindern“, erläutert Dr. Stosch-Wiechert.

Nutzen und Nebenwirkungen

„Opioide können eine Vielzahl von akuten starken Schmerzen sehr wirksam behandeln und spielen daher eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Tumorschmerzen und Arthrosen. Bei chronischen Kopfschmerzen oder Fibromyalgie, umgangssprachlich Weichteilrheuma, wirken sie dagegen weniger gut“, fasst die Schmerzexpertin zusammen.
Der Einsatz von Opioiden ist oft mit Nebenwirkungen verbunden. „Sehr häufig treten beispielsweise Verstopfungen auf. Deshalb werden diese schon vorbeugend behandelt. Außerdem können Müdigkeit, Benommenheit oder eine Atemdepression – das ist eine gefährliche Verlangsamung der Atmung – auftreten.“ Daher ihr Appell: „Nutzen und Nebenwirkungen bei der Anwendung von Opioiden sollten sorgfältig abgewogen werden.“

Gewöhnungseffekt und Abhängigkeit

Bei längerer Einnahme von Opioiden kann es zu einem Gewöhnungseffekt kommen, der eine Dosissteigerung erforderlich macht, um denselben schmerzlindernden Effekt zu erzielen. Dies führt bei Patientinnen und Patienten jedoch nicht immer zum gewünschten Erfolg und verstärkt zudem die unerwünschten Nebenwirkungen. „Da die Dosierung von Opioiden nicht beliebig gesteigert werden kann, besteht die Gefahr eines Fehlgebrauchs und einer körperlichen Abhängigkeit“, warnt die Ärztin.

Weg aus der Schmerzspirale

Bei chronischen Schmerzen und Einnahme von Opioiden ohne Wirksamkeit kann ein ganzheitliches Therapiekonzept, wie es beispielsweise im Rahmen einer multimodalen Schmerztherapie am Krankenhaus Tabea angeboten wird, helfen, einen Weg aus der Sackgasse zu finden „Das Ziel ist immer, die Opioide absetzen zu können. Dies geschieht durch schrittweise reduzierte Dosierungen, begleitet von Medikamenten, die Entzugssymptome lindern, und physiotherapeutischen und schmerzpsychologischen Behandlungen. So kann es gelingen, aus dem Fehlgebrauch der Opioide herauszukommen, ohne dass die Menschen dies als Verschlechterung ihrer Lage empfinden.“

Expertin für diesen Artikel:

Porträt von Dr. Katrin Stosch-Wiechert, einer älteren Frau mit schulterlangen blonden Haaren und runder Brille. Sie trägt einen weißen Arztkittel mit Stehkragen und lächelt freundlich. Der Hintergrund ist modern und minimalistisch mit einer strukturierten weißen Wand.
DR. KATRIN STOSCH-WIECHERT

Ärztliche Leitung der Schmerztherapie im Tabea Krankenhaus


Fotos: Marc Hohner