Visualisierung Darm

Der hypnotisierte Darm

Der hypnotisierte Darm


Visualisierung Darm

Durchfall, Verstopfung, Blähbauch. Die Liste der schmerzhaften Symptome, unter denen Reizdarmpatienten täglich leiden, ist lang. Darmhypnose hilft laut einer Studie drei von vier Betroffenen, die Beschwerden zu lindern.

Völliger Kontrollverlust oder alles nur Show? Mit diesen Vorurteilen kommen manche Reizdarmpatienten zu Meike Wessling ins Israelitische Krankenhaus Hamburg. Doch die Bedenken gegenüber der Hypnose sind völlig unbegründet, erklärt die Diplom-Psychologin: „Der Trancezustand ist vergleichbar mit dem Gefühl kurz vor dem Einschlafen. Klingelt in dem Moment das Handy, kann sich der Einschlafende entscheiden, den Anruf anzunehmen oder zu ignorieren. So ist es auch in der Sitzung. Ein Patient kann die Hypnose jederzeit abbrechen, hat also durchgängig die Kontrolle.“

Wie kommt es zur Diagnose Reizdarm?

Vor der Reizdarmdiagnose schließen Ärzte zunächst andere Erkrankungen aus. Die Beschwerden werden unter anderem durch eine gestörte Kommunikation zwischen dem Nervensystem des Darms und des Gehirns (Darm-Hirn-Achse) ausgelöst. Das Gehirn nimmt normale Verdauungssignale als Schmerzen wahr und aktiviert seine Alarmsysteme. Das führt zu den typischen Beschwerden wie Bauchschmerzen, Völlegefühl und/oder Durchfall. Die Darmhypnose bewirkt eine Tiefenentspannung, in der sich neue gesunde Verknüpfungen bilden können. Das Ergebnis: Die Reize werden umgedeutet und nicht mehr als Schmerz aufgefasst.

Übung macht den Meister

Nach einer Erstbesprechung finden in Einzel- oder Gruppensitzungen wöchentliche Treffen statt. „Wie beim Erlernen einer Sprache, ist regelmäßiges Trainieren wichtig. Jeder Teilnehmer sollte zusätzlich mit einer Audio-Datei etwa 20 bis 30 Minuten täglich die Hypnose in den Alltag einbauen“, rät Wessling. „Über diesen Weg lassen sich langfristig Erfolge erzielen.“

Die Basis der Behandlung ist eine vertrauensvolle Beziehung zum Therapeuten. „Günstig ist ein Mindestmaß an bildhafter Vorstellungskraft des Patienten. Spreche ich von einem Baum, sollte im Kopf ein Bild von einem Stamm samt Ästen und Blättern entstehen“, schildert die Psychotherapeutin die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Hypnose. Die angesprochenen Bildwelten sind dabei an das Verdauungssystem angepasst: Die Rede ist beispielsweise von einem langsam oder schneller fließenden Fluss. Zusätzlich wird die Therapie je nach Bedarf individualisiert, um die Krankheit zu bewältigen. Viele sind dank der Hypnose beschwerdefrei – die Nachfrage ist groß. Derzeit führt Meike Wessling eine Warteliste. „Zum Ende des Sommers, nach Fertigstellung unseres Umbaus, bieten wir weitere Gruppentherapien“, freut sie sich.

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Weitere Informationen: 

www.dgvs.de


Beitragsbild: © mir_viri/Shutterstock.com

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