Scheidentrockenheit
Ein Reibungsproblem – wie reizend!
Viele Frauen kennen das, zu wenige reden darüber: Zeit, das Thema Scheidentrockenheit zu beleuchten. Prof. Dr. Linn Wölber, Leiterin des Dysplasiezentrums am Krankenhaus Jerusalem, über Ursachen, Probleme und Therapien.
Von Wiebe Bökemeier
Zuallererst räumt sie mit Vorurteilen auf: „Scheidentrockenheit ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Neben hormonellen Veränderungen gibt es viele Erkrankungen, die das fördern können: Flechten oder Autoimmun- und Krebserkrankungen mit bestimmten Behandlungen.“ Auch dass nur Frauen in der Menopause darunter leiden, sei ein weitverbreitetes Klischee, so Wölber: „Das kann dann Frauen jeden Alters betreffen.“
Probleme
Die sind ebenfalls altersunabhängig. „Die Frauen haben neben Juckreiz und Brennen auch Schmerzen, die viele Patientinnen wie ein Piksen im Unterleib beschreiben. Dieses Stechen entsteht durch Reibung – beim Geschlechtsverkehr, beim Spazierengehen, auf dem Fahrrad, sogar beim Sitzen.“ Manch-mal wird das begleitet von leichten Blutungen und/oder Blasenentzündungen. Ist die Haut rund um die Harnröhre betroffen, kann Uringeruch entstehen.
Ursache
„Die Schmerzen werden durch Trockenheit ausgelöst. Diese entsteht, wenn die Schleimhäute der Vagina nicht ausreichend Feuchtigkeit produzieren oder diese nicht erhalten bleibt. Am häufigsten verursachen hormonelle Veränderungen Scheidentrockenheit. In der Menopause, durch bestimmte Pillen oder das Stillen nimmt der Östrogenspiegel ab, was zu einer dünneren Schleimhaut und somit zu einer Verringerung der vaginalen Feuchtigkeit führt. Das bedeute allerdings nicht, dass Scheidentrockenheit dann zwangsläufig auftrete, betont Wölber, rund ein Drittel aller Frauen habe keine Probleme in der Menopause.
Therapien
Spezielle Cremes und Gele stellen den Feuchtigkeitshaushalt wieder her. Längerfristig hilft die lokale Gabe von Estriol (Form des Östrogens mit weniger Nebenwirkungen) in Form von Zäpfchen, oder Cremes. Das birgt nicht so viele Risiken wie eine Hormonersatztherapie mit Pflastern oder Tabletten. Letzteres sei sinnvoll, so die Expertin, wenn zusätzlich noch weitere hormonell bedingte Symptome wie zum Beispiel Hitzewallungen und Schlafstörungen behandelt werden. Ganz ohne Medikamente kommt die Lasertherapie (Kosten: 200 bis 400 Euro) aus. Bei dieser wird ein Laser eingesetzt, der außen und innen Mikroverletzungen verursacht. So wird die Haut angeregt, neue Kollagenfasern zu bilden und das Epithel, die Schutzschicht, widerstandfähiger zu machen. „Nach etwa drei Behandlungen ist die Haut wieder deutlich besser befeuchtet.“
PROF. DR. LINN WÖLBER
Leiterin des Dysplasiezentrums am Krankenhaus Jerusalem