Knick-Senkfuß bei Kindern – kein Grund zur Sorge
Die ersten Schritte des Kindes, so tapsig und niedlich, versetzen nicht nur Eltern in Verzücken. Manchmal aber kommen auch Sorgen hinzu, wenn sie meinen, einen sogenannten Knick-Senkfuß zu erkennen. Der ist bei Kleinkindern ganz normal, wie Dr. Nicola Ebert, Oberärztin in der Kinder- orthopädie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, erklärt.
Frau Dr. Ebert, was genau ist ein Knick-Senkfuß?
Bei Kleinkindern ist das in der Regel eine physiologische (normale) Entwicklungsstufe. Unter den Fußsohlen ist noch ein Fettpolster und das Gewebe ist noch sehr weich. Dadurch hat sich das Gewölbe noch nicht aufgerichtet, sodass auch der Fußabdruck kein solches Gewölbe aufweist. Beim Laufenlernen ist dann oft zu erkennen, dass die Füße nach innen weg knicken.
Wie sieht die Behandlung aus?
Zunächst ist gar keine notwendig, weil sich bei normaler Entwicklung das Fußlängsgewölbe im Alter zwischen sechs und zehn Jahren bildet und der Plattfuß damit verschwindet. Eine seltene Ausnahme ist der angeborene, rigide Knick-Senkfuß (Talus Verticalis) mit Fehlpositionen der Fußknochen und einer Verkürzung der Achillessehne. Dann werden schon im Säuglingsalter eine Gipsbehandlung und eine Operation notwendig. Ein steifer Fuß sollte daher immer kinderorthopädisch abgeklärt werden.
Was gilt es zu tun, wenn sich das Fußgewölbe nach dem sechsten Lebensjahr nicht aufrichtet, der Plattfuß also bleibt?
Es gilt dann zu prüfen, ob eine Verkürzung der Achillessehne besteht (dies sollte auch schon vor dem sechsten Lebensjahr ausgeschlossen werden). Da helfen konservative Methoden wie die Dehnung der Achillessehnen, die auch Patienten nach Anleitung selbst durchführen können. Bei ausgeprägten Deformitäten können Einlagen helfen.
Verursacht der Knick-Senkfuß Schmerzen?
Im Normalfall nicht. Wenn das Kind aber über solche klagt, insbesondere nach dem zehnten Lebensjahr, sollten Eltern aufmerksam werden. Führt die konservative Therapie zu keiner Verbesserung, ist ein kleine OP sinnvoll und notwendig. Dabei wird eine Schraube in das Fersenbein eingesetzt, die wachstumslenkend wirkt. Nach dem Eingriff können die Kinder sofort wieder laufen. In einigen Fällen bestehen Verwachsungen der Fußknochen, dies erfordert ebenfalls häufig eine operative Therapie.
Wie können Eltern ihre Kinder bei der normalen Entwicklung der Füße unterstützen?
Das beste Training ist das Barfußlaufen. Das stärkt die Muskulatur, selbst wenn die Kinder Rutschesocken tragen. Außerdem sollten Eltern bei den Lauflernschuhen auf eine genaue Passform achten. Das gilt überhaupt für Kinderschuhe (für Erwachsene auch). Es ist wichtig, dass Schuhe gut passen, also nicht zu groß und nicht zu klein sind, um Deformationen zu vermeiden.
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Beitragsbilder: © Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift gGmbH