Foto: Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand
Die Gesichter hinter dem Innovationsprojekt:
(V.l.n.r.:) Holger Zuttmann (Leitender Arzt STATAMED),
Wiebke Hinze (Leitende Ärztin STATAMED),
Kristin Pannek (Flying Nurse),
Dr. Michael Groening (Leitender Arzt STATAMED Medizin)
und Christine Lade (Gesundheitslotsin)
Versorgung
Pilotprojekt mit fliegender Pflege
Mit mobiler Versorgung und einer Klinik für ältere Menschen vernetzt ein neues Modell die ambulante und stationäre Versorgung. Weshalb das visionär ist, erklärt Dr. Michael Groening, ärztlicher Leiter des Innovationsprojekts und Arzt im Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand.
Von Katrin Binar
Die Idee ist bestechend einfach. Der Internist und Allgemeinmediziner fasst sie in einem Satz zusammen: „Indem wir das Krankenhaus beweglich machen, behandeln wir Menschen bereits mit der Expertise eines Krankenhauses, bevor sie überhaupt aufgenommen werden müssen.“ Dr. Groening ist Spezialist für die Akutversorgung alter Menschen und Mitinitiator des Modellprojekts Kurzstationäre Allgemeinmedizin (STATAMED), das sich insbesondere die Versorgung der Älteren auf die Fahne geschrieben hat. Das Projekt sei ein wichtiger Fortschritt, findet Dr. Groening. In vielen Notaufnahmen machen die über 65-Jährigen bereits fast die Hälfte aus. Dabei sei eine Notaufnahme für Hochbetagte ein riskanter Ort. „In deren Triagesystem erhalten Menschen mit lediglich ,schlechtem Allgemeinzustand‘ oftmals die niedrigste Priorität und müssen daher am längsten warten. Schon wenn ältere Menschen Flüssigkeitsmangel und dazu Fieber haben, reicht das aus, um sie innerhalb weniger Stunden zu einem echten Notfall zu machen“, erklärt er die Brisanz.
Hilfe – wo und wann sie gebraucht wird
Dr. Groening leitete viele Jahre eine Notaufnahme und kennt die Probleme: Überfüllte Arztpraxen und überforderte Heime schicken immer mehr alte Menschen, die besser im eigenen Bett versorgt werden könnten, in die Kliniken. Aus diesem Grund ist ein Schlüsselelement des Projekts der Einsatz von Flying Nurses. Dieses Pflegepersonal ist mobil, „fliegt“ also immer dorthin, wo es benötigt wird. Der Clou: Die spezialisierten Pflegekräfte besuchen nicht nur die Menschen dort, wo sie leben – in der häuslichen Umgebung oder in Pflegeheimen – sie sind dabei auch telemedizinisch ausgestattet. Als Ausgangsbasis integrierte Dr. Groening im Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand eine STATAMED-Station, von der vor allem auch viele ältere Menschen profitieren. Die Station ist seit dem 1. April 2024 eröffnet. Wie die Flying Nurses ist auch sie Teil des Projekts, an dem unter anderem die AOK und bundesweit fünf weitere Krankenhäuser beteiligt sind.
Versorgung durch Vernetzung
Das Ziel ist eine kurzstationäre Versorgung, die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. „Das Geheimnis der Station ist unter anderem die
Kommunikation“, so Dr. Groening. „Wir definieren die individuellen Behandlungsziele nicht allein, sondern gemeinsam mit den Hausärztinnen und -ärzten und mit dem Umfeld der Betroffenen.“ Von diesem Netzwerk für ambulante und stationäre Versorgung haben alle etwas: Es schützt die Menschen vor Behandlungsfehlern, entlastet die Notaufnahmen und unterstützt so auch die überlaufenden Hausarzt- und Fachpraxen.
Experte für diesen Artikel:
DR. MICHAEL GROENING
Leitender Arzt bei STATAMED und Arzt im Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand