Eine Person mit Gehhilfe

Prävention kommt vor dem Fall

Foto: Prostock-studio

Titelthema Fit im Alter

Prävention kommt vor dem Fall

Jeder dritte Mensch über 65 stürzt mindestens einmal im Jahr. Dr. Saskia Otte, kommissarische
Chefärztin in der Medizinisch-Geriatrischen Klinik des Albertinen Krankenhauses/Albertinen
Hauses, erklärt, wie das Risiko mit einfachen Mitteln minimiert wird.

Von Wiebe Bökemeier

Gelaufen, gestolpert, gefallen: Ein Sturz kann schwerwiegende Folgen wie Knochenbrüche und langfristige Beeinträchtigungen haben. „Aber durch eine Kombination aus körperlicher Aktivität, angepasstem Wohnraum, optimaler Sinneswahrnehmung und ausgewogener Ernährung können Ältere ihre Mobilität bewahren“, fasst Dr. Saskia Otte zusammen.

Schritt für Schritt

Bewegung verringert die Gefahr. „Schon ein täglicher Spaziergang verbessert die Gangsicherheit deutlich“, sagt die Expertin. „7.500 Schritte reichen aus, um das Sturzrisiko stark zu senken.“ Wer nicht gut gehen kann, kann alternativ schwimmen, radfahren oder in eine Sportgruppe gehen. Egal ob im Alltag oder beim Sport: Die richtigen Schuhe dürfen nicht fehlen. Sie sollten bequem und rutschfest sein, niedrige Absätze haben, im besten Falle den Knöchel stützen, mindestens aber einen Riemen hinter der Ferse haben. Auch zu Hause sollte man nicht auf Socken oder Schlappen laufen.

Geschärfte Sinne

Um den Gleichgewichtssinn zu nutzen, braucht es unsere weiteren Sinne. „Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Seh- und Hörfähigkeiten“, empfiehlt Otte. „Gutes Sehvermögen ermöglicht es, Hindernisse frühzeitig zu erkennen, ein intaktes Gehör hilft, akustische Signale wahrzunehmen. Brillen und Hörgeräte sollten stets auf dem aktuellen Stand sein, um die Sinneswahrnehmung zu optimieren.“

Sicher Wohnen

Die Gestaltung des Wohnraums, vor allem das Entfernen von Hindernissen wie Deko oder kleinerer Möbelstücke, zeige einen großen Effekt, so Otte. „Auch Handläufe in Fluren, rutschfeste Teppiche, viele Farbkontraste, gut beleuchtete Bereiche und ein Nachtlicht auf dem Weg ins Bad, helfen enorm.“

Essen und Trinken

Die Versorgung des Körpers mit wichtigen Nährstoffen stärkt nicht nur die Muskulatur, sie fördert zugleich die Gesundheit von Knochen und Gelenken. Mit dem Alter ändern sich die Ernährungsempfehlungen, weiß Otte: „Der Eiweißbedarf steigt, um den Muskelabbau zu verhindern. Auch ausreichend zu trinken ist wichtig. Bei uns werden viele Hochbetagte eingeliefert, die dehydriert waren und gestürzt sind.“

Stütze erwünscht

Ob am Stock, am Rollator oder am Arm: „Nehmen Sie rechtzeitig Hilfsmittel zu Hilfe!“ appelliert die Expertin. Ihrer Erfahrung nach greifen viele erst danach, wenn sie bereits gestürzt sind. Und sich nach einem längeren Aufenthalt im Bett wieder aufzurappeln, sei im Alter schwieriger. Also bitte keine falsche Scham bei Stock, Rollator und Co., findet die Ärztin: „Das sind nicht bloß Gehhilfen. Das sind Fitnessgeräte, um für die Zukunft in Form zu bleiben.“

Expertin für diesen Artikel:

Dr. Saskia Otte, Kommissarische Chefärztin in der Medizinisch-Geriatrischen Klinik des Albertinen Krankenhauses/Albertinen Hauses
DR. SASKIA OTTE
Kommissarische Chefärztin in der Medizinisch-Geriatrischen KIinik des Albertinen Krankenhauses/Albertinen Hauses

 


Fotos: Albertinen Krankenhaus
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