Vorsorge ist die beste Sorge
Eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Doch früh erkannt stehen die Heilungschancen extrem gut.
Darüber sprach die gb! mit Dr. Simon Bühler, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Evangelischen Amalie Sieveking Krankenhaus.
Welche neuen Erkenntnisse oder Medikamente gibt es zum Brustkrebs?
Man sollte nicht immer danach fragen, was andere für einen tun können, sondern sich auch überlegen was man selbst zu seiner guten Gesundheit beitragen kann. Das beste Medikament, das man entwickeln könnte, wäre eines, das mehr Frauen zum Screening (kostenlose Vorsorge-Mammographie) gehen lässt. Momentan nimmt nur ungefähr die Hälfte der eingeladenen Frauen das Vorsorge-Angebot wahr. Wenn wir aber den Brustkrebs früh behandeln können, liegen die Heilungschancen bei fast 90 Prozent. Ebenso steigt die Wahrscheinlichkeit, brusterhaltend operieren zu können und es bedarf deutlich seltener belastender Therapien wie der Chemotherapie.
Wie kann erreicht werden, dass mehr Frauen zur Vorsorge gehen?
Wir müssen mit Mythen aufräumen. Weder ist das Screening ein furchtbar umständliches Prozedere, noch ist die Strahlendosis besonders hoch. Im Vergleich zum Karzinomrisiko ist die Gefährdung durch die Bestrahlung beim Screening verschwindend gering und die Untersuchung selbst dauert nur zehn Minuten. Ebenso wenig platzt und streut ein möglicherweise bereits vorhandenes Karzinom durch das Quetschen der Brust während der Untersuchung.
Wer sollte zum Screening gehen und was ist der Vorteil gegenüber dem Abtasten der Brust?
In Deutschland werden alle Frauen zwischen 50 und 69 alle zwei Jahre zum Screening eingeladen. Die Kosten hierfür übernimmt die Krankenkasse. Beim Screening kann man einen Tumor deutlich früher erkennen: Bei einem Tastbefund ist das Karzinom in der Regel bereits zwischen zwei und zweieinhalb Zentimetern groß, im Screening entdecken wir es bereits, wenn es noch wenige Millimeter klein ist. Und das macht einen gewaltigen Unterschied.
Wie schnell wächst ein Tumor in der Brust?
Wir kennen heute eine Vielzahl von Brusttumoren, die zum Teil sehr unterschiedlich schnell wachsen. Im Allgemeinen kann man aber sagen, dass das Wachstum in der Anfangsphase eher langsam ist und die Wahrscheinlichkeit einer gefährlichen Streuung niedrig. Das ist aber genau das Zeitfenster, das wir haben, um den Tumor durch die Vorsorgeuntersuchung rechtzeitig zu erkennen. Zusammenfassend sehe ich keinen guten Grund, sich aus der kostenlosen Vorsorge-Mammographie „herauszureden“. Aber dafür muss man die vielzitierte „Komfortzone“ kurz verlassen, und wir wissen alle, wie schwer das sein kann!
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