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Titelthema Herz
Wenn das Herz aus dem Takt gerät
Von Wiebe Bökemeier
Im gesunden Herzen gibt der Sinusknoten als „Zündkerze“ den Takt vor. Beim Vorhofflimmern jedoch feuern falsche Impulse chaotisch los. Das Herz schlägt dann unregelmäßig – mal zu schnell, mal zu langsam. Die Folgen spüren Betroffene im Alltag: Kurzatmigkeit, Erschöpfung, Schwindel, Angst oder Depressionen.
Vorbote des Schlaganfalls
Vorhofflimmern kann lebensgefährlich werden und wird trotz seiner Häufigkeit als chronische Erkrankung oft unterschätzt. Weil das Blut nicht mehr richtig fließt, können sich im Herzen Gerinnsel bilden, die einen Schlaganfall auslösen können – die gravierendste Komplikation. Etwa 20 Prozent aller Schlaganfälle sind laut Deutscher Herzstiftung auf Vorhoflimmern zurückzuführen. Deshalb rät Prof. Hanke, bei unregelmäßigem Puls frühzeitig zum Check zu gehen. Oft reicht ein EKG zur Diagnose, inzwischen liefern sogar Smartwatches erste Hinweise.
Lebensstil und Partynächte
„Bei Älteren sind Bluthochdruck, Diabetes oder Herzklappenerkrankungen häufige Auslöser. Jüngere trifft es manchmal nach langen Nächten mit viel Alkohol – das sogenannte Honeymoon-Heart-Syndrom. Ein einmaliger Anfall ist meist nicht dramatisch, dennoch sollte man aufmerksam bleiben.“
Ein Eingriff, zwei Vorteile
Therapiert wird Vorhofflimmern zunächst meist mit Medikamenten. Reicht das nicht, kommt eine sogenannte Ablation infrage: Dabei werden die fehlerhaften Impulse verödet. Im Albertinen Krankenhaus setzt das neue „Vorhofflimmern-Heart-Team“ noch einen drauf: Hier arbeiten Spezialistinnen und Spezialisten aus Herzchirurgie, Kardiologie und Elektrophysiologie zusammen. „Wir kombinieren eine Verödung von außen und innen – minimalinvasiv und ohne das Herz zu öffnen“, so der Arzt. „Gleichzeitig kann das linke Vorhofohr, wo sich die gefährlichen Gerinnsel bilden, mit einem Clip verschlossen werden. So erreichen wir Rhythmusregulation und Schlaganfallprophylaxe in einem Eingriff.“
Heilen lasse sich Vorhofflimmern bislang nicht, aber die Lebensqualität könne deutlich verbessert werden, so Prof. Hanke. „Die Erfolgsrate der kombinierten Therapie liegt nach drei Jahren bei rund 75 Prozent – deutlich höher als bei herkömmlichen Verfahren. Entscheidend für den langfristigen Erfolg ist auch die enge Nachsorge. So halten wir die Herzen unserer Patientinnen und Patienten lange in- und im Takt.“