„Ein gesunder Lebensstil senkt das Risiko erheblich“
Dickdarmkarzinome gehören mit zu den häufigsten Krebsarten. Entscheidend ist, dass sie früh erkannt werden, wie Prof. Dr. Marco Sailer, Chefarzt der Chirurgie am Agaplesion Bethesda Krankenhaus Bergedorf, erklärt.
Kann jede/r Einzelne präventiv das Risiko von Dickdarmkrebs reduzieren?
Aus meiner Sicht ist das Allerwichtigste regelmäßige Bewegung. Als Faustregel gilt zweimal die Woche 30 bis 45 Minuten sportliche Betätigung. Das regt die Darmtätigkeit an, stärkt das Immunsystem und wirkt sich allgemein günstig aus. Zudem liegt beim Darm als Verdauungsorgan natürlich auf der Hand, dass auch die Ernährung einen Einfluss hat. Die muss gar nicht ausgefallen sein, nur bewusst, also wenig rotes Fleisch, viel Obst und Gemüse, wenig Transfette, die in Fertigprodukten stecken, wenig Zucker. Wir nehmen viele sogenannte Karzinogene, also krebserregende Stoffe, mit der Ernährung auf. Das gilt es zu verhindern. Wer dann noch auf das Rauchen verzichtet und nur hin und wieder Alkohol trinkt, kann das Risiko maßgeblich verringern.
Gibt es denn eine erbliche Komponente?
Ja, in mindestens 10 bis 20 Prozent der Fälle liegt eine erbliche Disposition vor. Gibt es Darmkrebs in der Familie, sollten Angehörige bereits zehn Jahre vor dem Alter, in dem der/die Angehörige die Diagnose bekam, die erste Darmspiegelung durchführen lassen.
Sind das nicht ohnehin empfohlene Früherkennungsuntersuchungen?
Ja, seit einigen Jahren wird Männern ab 50 und Frauen ab 55 Jahren eine Darmspiegelung empfohlen, die von den gesetzlichen Krankenkassen auch übernommen wird. Und das ist auch gut so.
Warum?
Es gibt viele verschiedene Vorstufen von Dickdarmkrebs, etwa gutartige Polypen, die sich erst über Jahre zu bösartigen Tumoren entwickeln. Werden diese frühzeitig entdeckt und entfernt, kann der Krebs mit etwas Glück gar nicht entstehen. Solche Polypen werden oft schon während der Darmspiegelung sehr unkompliziert entfernt.
Und wenn sich aus den Vorstufen doch schon Krebs entwickelt hat?
Auch da sind die Heilungschancen meist durch operative Eingriffe sehr gut, da dieser Krebs bei den Früherkennungsuntersuchungen eben immer früher entdeckt wird. Das ist wirklich ein Segen.
Welche Alarmsignale deuten denn auf Darmkrebs hin?
Blut im Stuhl, vor allem wenn es regelmäßig vorkommt, sollte man immer ernst nehmen, auch wenn etwas Harmloses wie Hämorrhoiden die Ursache sein können. Das aber gilt es abzuklären. Auch veränderte Stuhlganggewohnheiten können Hinweise sein. Meist aber treten diese Symptome bereits in fortgeschrittenen Stadien auf. Deswegen mein Plädoyer: Ein bewusster Lebenswandel und Früherkennungsuntersuchungen sind der bestmögliche Schutz vor bösartigen Darmkrebserkrankungen.
Lesen Sie auch:
- Darmkrebsvorsorge mit Künstlicher Intelligenz
- Darmtumor: So wird am Ende alles gut
- Darmkrebs: Mit Stuhltest zur Früherkennung
Hier kommen Sie zur Deutschen Krebsgesellschaft!
Beitragsbild: © Anatomy-Image/ shutterstock