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Schmaler Grat zwischen zu viel und zu wenig Therapie

Brustkrebs: schmaler Grad zwischen zu viel und zu wenig Therapie


Dr. Felix Hilpert

Ob das Alter der Patientin bei der Behandlung von Brustkrebs eine Rolle spielt, erläutert Prof. Dr. Felix Hilpert, Operateur im Mammazentrum am Krankenhaus Jerusalem, im „gute besserung!“-Interview.

Worauf ist bei der Behandlung älterer Patientinnen mit Brustkrebs besonders zu achten?

Bei Älteren ist es vor allem wichtig, zwischen dem numerischen und dem biologischen Alter einer Frau zu unterscheiden. Es gibt Patientinnen, die weit über 70 sind, aber noch Bäume ausreißen können, keine Medikamente einnehmen und keine Begleiterkrankungen haben. Relevant für die Therapieentscheidung ist nicht das Alter, das im Personalausweis steht, sondern die körperliche und geistige Gesundheit.

Sprich: Je fitter die erkrankte Frau, desto hochdosierter darf auch die Chemo sein?

Nein, aber je fitter jemand ist, desto breiter ist das Spektrum der therapeutischen Möglichkeiten... und Ja, vielleicht auch die Möglichkeit, eine Chemotherapie oder aufwendigere Operation durchzuführen. Welche Therapie die richtige ist, hängt von vielen Faktoren ab: dem Tumor, dem Stadium und eben auch den Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Herz- oder Nierenerkrankungen.

Wer entscheidet, was eine Patientin verträgt und was nicht?

Heute sollten immer mehrere Spezialisten aller beteiligten Disziplinen in den Tumorkonferenzen gemeinsam entscheiden. Bei Älteren besteht allerdings die Gefahr, dass die Konferenz kein genaues Bild vom Gesundheitszustand und Willen der Patientin hat und deswegen falsche Entscheidungen getroffen werden. Die behandelnde Ärztin oder der Arzt sollte über genug Erfahrung verfügen und Kolleginnen und Kollegen den geistigen und körperlichen Zustand der Patientin genau beschreiben können. Denn der Grat zwischen zu viel und zu wenig Therapie ist gerade bei älteren Patientinnen schmal.

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Beitragsbild: © Martin Zitzlaff

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